[:de]Ab in den Norden[:]

[:de]Uyuni und die Lagunenroute[:]

05/11/2017 Comments (6) Blog

[:de]Atemprobleme[:]

[:de]San Pedro de Atacama
San Pedro de Atacama, auf 2400m gelegen, ist ein Touristenort vom Allerfeinsten. Für viele. Nicht für mich. Viel zu viele Menschen.
Eine Unterkunft mit spartanischer Ausstattung ist schnell gefunden. Im Großen und Ganzen gibt es hier alles: Internet, Touranbieter im Überfluss, Sand und Staub (davon gibt’s viel), Pubs und Bars, ein paar kleinere „Super“märkte und vieles mehr. Ich höre immer wieder Schweizer Dialekt – viele Franzosen sind hier, wenige Deutsche, noch ein paar Australier und vor allem Japaner.

Das Klima ist sehr trocken und ziemlich warm – vor allem tagsüber. Am Abend kommt für 2-3 Stunden Wind auf, dann wird es schnell frisch. Sobald die Sonne untergegangen ist, kommt die nächtliche Kälte.
Für mich soll San Pedro der Ausgangspunkt für die Lagunenroute werden – so die Planung. Ohne Improvisation geht auf so einer Tour (oder auch im Leben) nichts. Ich decke mich mit etwas Essen ein und will am nächsten Tag den Paso de Jama an die argentinische Grenze fahren, um mich ein bisschen an die Höhe zu gewöhnen. Bis 5000m soll es hoch hinaus gehen.

Am Morgen wechsele ich noch die Unterkunft (das Takha Takha ist wirklich ganz gut), dann starte ich ohne Gepäck. Die Straße führt mich am schönen Vulkan Licancabur (über 5920m) vorbei über 30km einfach nur langsam nach oben. Auf 4600m befindet sich der Paso Hijo Cajon – die Grenze zu Bolivien und der „Eingang“ zur Lagunenroute. Ich halte kurz an und ziehe mich etwas wärmer an, denn hier oben geht ein kühler Wind. Ich starte die CRF250L erneut und merke sofort: uih, hier ist plötzlich kaum noch Leistung vorhanden! Mit Vollgas fahre ich an – die Geschwindigkeit ist ja eh schon bescheiden – doch viel passiert nicht. Mühsam kämpfe ich mich vorwärts und tuckere ab sofort nur noch ganz gemütlich vor mich her. Je höher es geht, umso schlechter die Leistung. Da ich nicht weiß, wie lange das noch weiter nach oben geht, drehe ich irgendwann auf der Hälfte des Weges um und bin froh, dass die Honda dabei nicht ausgeht.
Kam der Wind bisher noch von vorne rechts, so kommt er nun von hinten links – und das hat Auswirkungen auf die Leistung. Der Luftfilter sitzt ungünstig unter dem Sitz und der Lufteinlass-Stutzen bekommt die Luft von der rechten Seite. Im Normalfall kein Problem, doch in der Höhe … ungut. War sie bisher schon reduziert, so wird es nun homöopathisch langsam. Die kleine Japanerin bekommt also nun noch weniger Luft, als noch auf dem Hinweg und so kämpfe ich mit 30km/h und Vollgas über die Anhöhe von 4850 Metern. Mit etwas mehr Wind wäre ich vermutlich vom Bike gefallen, so langsam ging es vorwärts (immerhin).
Auf dem Weg nach unten machen ich dann einen kleinen Stop auf 4000m und siehe da, die Leistung stimmt wieder und ich kann normal weiter nach San Pedro fahren.

Da nun im „Tal“ wieder alles okay ist, beschließe ich, noch zu einer Sehenswürdigkeit zu fahren – dem Geyser de Tatio. Ich weiß jedoch nicht, wie hoch es dafür hinausgeht. Die Strecke ist ein wenig holperig, macht aber viel Spaß und ich merke schnell: natürlich geht es wieder nach oben.
An einer Laguna mit Flamingos mache ich eine Mittagspause und beobachte die Tiere – dann geht es weiter. Aber nicht wirklich weit – auf 4000m bekommt die Honda wieder das Luftproblem und ich fahre zurück in die Stadt.
Am nächsten Tag mache ich einen weiteren Höhenversuch. Ich fahre wieder den Paso de Jama hinauf und stelle fest, dass die Leistung natürlich wieder abfällt. Ich hätte nicht gedacht, dass der K&N-Luftfilter nicht genügend Luft durchlässt. Sauber ist er auch – das hab ich noch am Vortag geprüft. Auf dem Weg nach oben habe ich die Seitenverkleidung abgenommen, doch dies nutzte nichts. Auf 4500m habe ich dann den Luftfilter herausgenommen und siehe da, ich konnte mit voller Leistung weiterfahren. Und das war toll – etwas entspannter als tags zuvor konnte ich die Fahrt und die Aussicht genießen. Wahnsinn! Plötzlich erspähe ich noch tolle Schneeformationen am Wegesrand.

Mit der Zeit geht es runter auf bis zu 4300m und ich merkte: es wird wieder warm! Habe ich vorher noch auf 4000m gemerkt, dass die Temperatur abnimmt, so empfand ich sie nach der Überquerung von 4800m jetzt als angenehm. Den nächsten Salzsee nehme ich als willkommene Pause an und erfreue mich erneut an Flamingos und einer kleinen Echse. Außerdem bekomme ich noch kurz einen Wüstenfuchs (oder ähnliches) zu sehen. Dann will ich wieder zurückfahren.


Und dann war es wieder da – dieses verdammte Luftproblem. Leistung ja, aber erneut in homöopathischen Dosen trotz ausgebautem Luftfilter. Und schon frage ich mich: wie soll das auf der Lagunenroute funktionieren? Ich kann schließlich nicht mit ausgebautem Luftfilter 500km durch Sand fahren!
Ich komme einigermaßen gut zurück und treffe bei meiner Unterkunft auf Andres, einen Motorrad-Tourguide. Dieser bestätigt, dass alle Motorräder in dieser Höhe Probleme haben und meinte, wenn ich es bis zur Passhöhe bei vollem Gepäck mit Tempo 60 schaffe, dann sollte ich die Lagunenroute bewältigen können. Hmmm …

Am Abend decke ich mich mit Proviant und Wasser für 2 Tage ein, um die Lagunenroute am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Ganz wohl ist mir bei dem Gedanken jedoch nicht. Früh liege ich am Abend im Zelt, um am nächsten Morgen auch früh zu starten, denn ich muss noch in San Pedro beim chilenischen Zoll auschecken. Dort komme ich vollgetankt, noch ausgestattet mit 2x 1,5 Liter Wasserflaschen mit Benzin befüllt und vollbeladen, um 8:30 Uhr an. Und erschrecke. Da steht eine Menschenschlange von mindestens 80m und noch 3 Bussen mit jeweils 50 Gästen – und die wollen alle durch den chilenischen Zoll. Ich erhalte die Aussage, dass es mindestens 3 Stunden dauern wird, bis ich dran bin! Geht´s noch? Vitamin B oder G(eld) greift hier in Chile nicht … ich frage mich bei verschiedenen Personen durch, doch vorlassen will mich niemand. Ganz toll – aber natürlich auch verständlich.
Improvisation ist gefragt: warten und dann hoffen, dass die Leistung bei sehr reduzierter Luft für die Lagunenroute reicht? Wie weit komme ich, wenn ich erst mittags um 12 Uhr hier loskomme? Oder, was bleibt als Alternative? Morgen nochmals versuchen?
Ich entscheide mich spontan anders und starte – jedoch nehme ich den Weg nach Calama. Von dort will ich in den Norden nach Ollague fahren und dort die Grenze nach Bolivien überqueren.

Dabei fahre ich am Valle de la Luna vorbei – doch ich mag nun nicht anhalten und einfach nur weiterfahren. Ich verarbeite kurz und schnell die Umplanung und erfreue mich dann an der Gegend. Calama selbst nutze ich nur, um kurz wieder etwas aufzutanken, da ich von nun an bis San Cristobal oder Uyuni keine Tankstelle mehr vorfinden werde.
Die Strecke von Calama bis Ollague ist meist super asphaltiert und führt mich an einigen Salzseen und Vulkanen (auch rauchend) vorbei.

 

 

Unglaublich, welche Farbenpracht die Natur bietet!

In Ollague gibt es nur einen Bahnhof und wenige Häuser – dann kommt schon die Zollstation. Aus Chile bin ich schnell draußen und ich werde vor der schlechten Straße nach Uyuni gewarnt. Die Immigration nach Bolivien zieht sich gut eine Stunde in die Länge – aber auch nur, weil die Herren gerade Mittagspause machen – und da muss man halt einfach warten.

 

Ich lerne zwei Australier kenne, die sich ebenfalls über die schlechte Straße ab Uyuni (noch 250km) beschweren. Einer der Jungs hat noch Benzin für gut 100km, der andere wird es immerhin bis Calama schaffen. Aber irgendwie bekommt man ja immer wieder Benzin. Wir verabschieden uns und ich nehme gerne noch den Tipp eines Bolivianers an: „Nimm den rechten Weg – der ist besser. Folge nicht der Eisenbahnlinie!“

 

Bolivien
Gesagt, getan – ich bin in Bolivien. Ich mochte dieses Land schon bei der ersten Einreise 2016 – und nun ist es genauso – keine Ahnung, was mich so fasziniert, aber es geht mir sofort nach der Einreise besser (ohne, dass es mir vorher schlecht ging). Es wird staubig und holperig – sensationelle Ausblicke kann ich nur genießen, wenn ich kurz am Wegesrand anhalte, denn ansonsten muss ich mich sehr auf die Unebenheiten konzentrieren. Bis auf 4300m geht es hoch – keine Luftprobleme bei der Honda – klar, es kommt ja auch Wind von vorne rechts.
Die Navigation per GPS funktioniert so gut wie gar nicht – das Navi will den Weg nach San Cristobal nicht berechnen – ich fahre ihn trotzdem und werde belohnt. Irgendwo im nirgendwo treffe ich dann mal jemanden und frage vorsichtig nach, ob das denn auch der richtige Weg sei. Es wird glücklicherweise bejaht und meine Reise geht weiter.

Dann treffe ich nach wenigen Kilometern in San Cristobal ein und suche mir dort eine Unterkunft. Nicht so einfach, denn das einzige Hostal hat geschlossen. Spontan gebe ich mal Uyuni im Navi ein – merkwürdigerweise werden mir noch 250km angezeigt. Das kann nicht sein – also tanke ich vorsichtshalber mal voll. Und da war es wieder, dieser merkwürdige Tankprozess mit den 8.68 Bolivianos für Ausländer, wobei die Bolivianer selbst nur 3.70 bezahlen müssen. Hier wird mir jedenfalls bestätigt: bis Uyuni sind es noch 87km. Ein Blick auf die Uhr: ja, das ist machbar, wobei ja die Sonne in Bolivien schnell und früh untergeht. Außerdem habe ich noch eine Stunde Zeit verloren. Egal – ich fahre weiter.


Die Straße wird als „Tierra“ – also Erde – bezeichnet – es lässt sich gut fahren. Zwischendurch finden immer wieder Bauarbeiten statt, so dass die Umleitung durch den Sand führt. Prima, so habe ich mich hier noch ein bisschen probieren dürfen. Ich muss ein wenig auf die Tube drücken, da ich unbedingt verhindern will, in Bolivien im Dunkeln zu fahren. Das klappt auch ganz gut – dann zwingt mich eine Polizei-Station 15km vor Uyuni zu einem Stopp.
Der nette Herr Polizist – im kalten Wind mit einer Eskimo-Ausrüstung vor der Witterung geschützt – zeigt auf mein Navi und faselt etwas, was ich durch die Ohrenstopfen nicht verstehe. Also, Helm ab, Ohrenschutz raus – puh ist das kalter Wind. Er wollte mir letztendlich zu verstehen geben, dass die Straße auf den folgenden Kilometern bis in die Stadt nicht gut ist und ich langsam und vorsichtig fahren soll. Super, danke! Dann durfte ich weiterfahren.

In Uyuni selbst suchte ich die mir bereits bekannte Unterkunft und konnte dort tatsächlich ein Zimmer mieten. Die Honda passt bestens in den Gang, so dass sie einigermaßen geschützt steht. Hurra, ich bin in Uyuni!!!

Bei der Ankunft ordne ich meine Sachen, bevor ich sie in das Zimmer einräume und plötzlich höre ich eine Stimme sagen: „Hi Tom!“ Vor mir steht jemand – direkt aus der Dusche kommend – dessen Gesicht mir ja irgendwie bekannt vorkommt, doch eine Einordnung fällt mir schwer. Es ist Philip – Niki, seine Frau befindet sich gerade auf dem Zimmer. Die beiden kenne ich noch vom Februar. Wir haben einen Abend gemeinsam im Süden Chiles auf der Carretera Austral verbracht. Unglaublich, wie klein wieder mal die Welt ist. Die beiden sind mit dem Fahrrad unterwegs und wir freuen uns über das Wiedersehen.

Von den beiden erhalte ich auch Faden und Nadel und so kann ich mich endlich meinem Helm widmen.

 

Der nächste Bericht beinhaltet dann den Besuch des Salar de Uyuni, die Lagunenroute per Jeep-Tour und meine Weiterreise nach Sucre!

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6 Responses to [:de]Atemprobleme[:]

  1. Marco Facci sagt:

    herrliche Bilder hast du hier… freue mich auf weitere Eindrücke von deiner Reise.

  2. Mr. Transalp sagt:

    Kann es sein, dass deine umgebaute Sitzbank zu eng auf dem Rahmen anliegt? Bei mir geht die angesaugte Luft unter der Sitzbank durch. Selbst ein paar Schlammspritzer haben es da durch geschafft.

    • Tom sagt:

      Hi Björn,
      danke für deinen Hinweis – nein, das Grundgerüst vom Sitz von Seat Concept baut auf der Original-Sitzbank auf!
      Ich habe jetzt zwei weitere Löcher (mehr Luft) im Luftfilterkasten. Mir wird immer wieder bestätigt, dass die CRF ab 4000m deutlich an Leistung verliert – auch scheint das schlechte Benzin seinen Teil dazu beitragen.
      Aktuell bin ich in Sucre unter 3000m – ich bin gespannt, wie es rund um La Paz oder dann später in Peru werden wird.

      Gruß
      Tom

  3. Jef sagt:

    Oups ! Danke fûr die neue Nachricht.
    Unglaubliche Landshaften und Farben.
    Luftfilter : denn, wie ich gelesen habe, hast Du eigentlich keine Lösung gefunden !
    Hast Du das Origin-Teil, oder mit einen anderen gewechselt ?

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