Copacabana am Lago Titicaca

[:de]Peru – meine ersten Tage[:]

02/12/2017 Comments (7) Blog

[:de]Chaos in La Paz, Camino de la muerte und der Titicaca-See[:]

[:de]La Paz

Neue Freunde?

Abends setze ich mich mit Boris und einer Flasche Wein am Strand auf ein paar Pfosten.
3 Hunde kommen auf uns zu, beschnuppern uns (was ich schon nicht leiden kann) und legen sich dann neben uns. Dann wird es sehr spannend! Es nähert sich jemand vorbeigehend. Die Hunde springen auf und bellen. Nachdem der Eindringling verjagt wurde, kommen sie zurück zu uns und legen sich wieder hin. Das ganze Spiel wiederholt sich mehrere Male, als sich uns andere Hunde oder weitere Spaziergänger näherten. Echt toll und witzig! Dabei haben wir den Hunden nichts zu essen gegeben oder sie gestreichelt. Als wir zur Unterkunft zurückkehren, folgen sie uns gut 200m, dann bleiben sie zurück.

La Paz – höchster Regierungssitz der Welt und damit nicht die Hauptstadt von Bolivien (das ist Sucre) – war das nächste Ziel. Ein krasser Einschnitt, vom Sajama Vulkan und der umliegenden Wüstenlandschaft hinein in die Millionen-Metropole.

La Paz

Die Anfahrt ist schön und farbenfroh bis Patacamaya – dann wird es etwas langweiliger. Zweispurig geht es auf La Paz zu. Immer mehr Fahrzeuge und Menschen treiben sich auf der Straße herum – ein Ortsschild „La Paz“ habe ich leider nicht sehen können. Ich denke eine ganze Weile, dass ich bereits in La Paz bin und wundere mich, dass das Navi noch 8 km anzeigt und frage mich: wo ist denn die Stadt? Sie muss doch hier irgendwo sein? Aber nichts sieht aus wie die Bilder, die ich bisher von La Paz gesehen habe.
Und dann kommt ein ganz spezieller Moment. Ich erwische einen Blick durch die Häuserreihen: Oh je – das ist ja ein Wahnsinn. Rechts unten erspähe ich ein riesengroße Loch voll mit Häusern! Ich fahre sozusagen oben am Rand entlang – dann geht es runter in die Stadt. Der Ausblick ist atemberaubend und ich kann es mit Worten kaum beschreiben.

Jetzt stellt sich die Frage nach einem „guten“ Ort zum Übernachten. Wiedermal hilft mir iOverlander bei der Suche – Orientierung in der Stadt habe ich ja eh nicht. Wie auch immer – ich kämpfe mich durch das absolute Verkehrschaos und den Gestank der vielen, vielen Busse und Autos bis hin zum Hostal Cactus – nichtsahnend, wie gut die Lage ist!

 

Hier hat wohl jeder …

 

… seine eigene Leitung

 

Interessantes Stromnetz

Online hatte ich gelesen, dass ich dort auch für das Motorrad einen Parkplatz erhalten kann – ich frage mich direkt vor dem Hostal stehend, wo? Naja, am Ende des langen Gangs im Hostal steht eine Couch … die kann auch weg. Die muss weg. Dann passt die kleine Honda da schon rein. Also, Augen zu und rein mit der CRF – in den Cactus.

Nachdem ich das erste Bett (mit einem Argentinier, der seinen Hund dabei hatte und im Zimmer rauchte) dankend abgelehnt habe, bezog ich ein deutlich besseres Zimmer eine Etage weiter oben. Dann stellte ich fest, wie zentral und gut gelegen ich stationiert bin. Bis zur Migracion waren es nur ca. 10 Minuten Fußweg – und dort war ich verwundert, wie einfach das Leben in Bolivien doch sein kann. Der Typ am Schalter fragte mich, wie lange ich bleiben will. Worauf ich antwortete 60 Tage (übrigens 6 Tage vor Ablauf meines Visums – normalerweise verlängern die Herrschaften das Visum erst ab 5 Tage vor Ablauf). Er zögerte keine Sekunden und schon hatte ich 2 Stempel mit jeweils 30 Tagen im Reisepass. Wow! In Sucre war es dagegen ein Riesentheater, überhaupt einen Stempel zu erhalten. Zudem hatte ich schon ganz andere Geschichten gehört. Hier in La Paz war das alles jedenfalls sehr entspannt (das macht grundsätzlich ja auch Sinn, weil man sich 90 Tage pro Jahr in Bolivien aufhalten darf – meist aber immer nur 30 Tage erhält und diese dann immer wieder verlängern muss).

Eindrücke vom Hexenmarkt

Stadterkundung mit Gang zum Hexenmarkt (und da schließt sich der Kreis zur guten Lage der Unterkunft), der sich gut 100m entfernt vom Hostal Cactus befindet, waren ein Muss. Auch diverse Fahrten mit der österreichisch-bolivianischen Seilbahn (ich kam mir vor wie im Ski-Urlaub) standen auf dem Plan.

Seilbahnfahrt

 

Camino de la muerte

Camino de la muerte

Nach 2 Nächten war es dann aber auch gut mit dem vielen Krach, Gestank und Verkehr – der „Camino de la muerte“ wartete auf mich.
So packte ich mal wieder all meine Sachen und los ging es Richtung Coroico. Den Weg raus aus der Stadt Richtung Coroico zu finden ist ohne Navi kein allzu leichtes Unterfangen – zum Glück wurde ich entsprechend geleitet. Am Ende von La Paz konnte ich tatsächlich mal eine Tankfüllung Benzin direkt in den Tank erhalten … der Preis passte auch. Und dann ging es hoch hinaus. Von 3600m geht es auf asphaltierter Straße bis auf 4700m hoch. Wunderschön zu fahren, toller Ausblick!

Der Blick von 4700m ins „Tal“

 

Jetzt gehts runter – eine Wahnsinns-Aussicht

 

Kleiner Wasserfall, links der Abhang

Und dann kommt auf ca. 3000m de Einstieg zum „Camino de la muerte“:
Es ist wolkenverhangen, aber nicht kalt. Es holpert ein bisschen direkt zu Beginn, dann wird es eine ganz normale Fahrt über eine Schotterpiste. Dann heißt es: entspannen! Kopf aus – Konzentration an und einfach nur genießen – dann spielt es auch keine Rolle, dass es Stellen gibt, an denen es links ca. 800m in die Tiefe geht! Der Schwierigkeitsgrad ist nicht wirklich hoch (wenn der Kopf mitspielt), da ja auch kaum noch Verkehr herrscht. Ich überholte einige der Mountainbike-Gruppen auf dem Weg nach unten noch auf Asphalt und habe somit freie Fahrt – von unten kommt mir während der ganzen Fahrt runter bis auf ca. 1200m nur ein Auto entgegen.

 

Links fahren!

Alles ist grün …

Grundsätzlich herrscht Linksfahrt-Gebot! Der Bergauffahrende fährt immer direkt am Berg und sieht somit genau, wie weit er noch vom Berg entfernt ist. Das Gleiche gilt für den Bergabfahrenden: der Autofahrer sitzt ja links und kann somit auf seiner Seite den Abstand zu Abhang besser einschätzen, wenn er links fährt, als wenn er gemäß den Regeln rechts fahren würde. Ich fahre also links oder meist dort, wo die Spur am besten ist.
Die Aussicht wird nach gut 200 Höhenmetern deutlich besser, da ich die Wolkenschicht durchbrochen habe. Es wird wärmer und feuchter – tropischer!

Zwischendurch komme ich immer mal wieder an Stellen vorbei, an denen ich eine leichte Dusche erhalte (es kommt einfach Wasser vom Berg herunter) – eine Erfrischung tut aber auch gut.
Es macht viel Spaß, doch die Tour ist bei weitem mehr eine touristische Fahrt als ein gefährliches Unterfangen. Ich bin mehrfach deutlich anstrengendere und gefährlichere Straßen (abgesehen von dem Abhang auf der linken Seite) gefahren.
Am Ende des Camino de la muerte angekommen geht es noch weiter runter auf gut 1000m, dann wieder hoch nach Coroico auf 1500m.

 

Langfinger?

Dort suche ich mir eine Unterkunft und mache das erste Mal eine negative Erfahrung mit einem Typen, der gerne meine Video-Kamera für sich behalten möchte!

EIne passende Unterkunft ist schnell gefunden. Die Straße ist menschenleer und sehr steil – und die Honda muss in das Hostal. Ich will die Einfahrt filmen und stelle dazu meine Kamera auf der Straße ab. Anwesend sind nur der Besitzer des Hostals, ein Nachbar, der „hilft“ und ich.
Beim ersten Versuch rutsche ich leicht ab, und beim 2. Versuch klappt die Einfahrt ins Hostal. Ich stelle das Motorrad ab, ziehe den Schlüssel ab und gehe sofort raus auf die Straße und will meine Kamera holen. Die Straße ist gähnend leer! Spinn ich? Hab ich die Kamera doch nicht dort abgestellt? Die Kamera stand doch da gerade? Hier war doch niemand????
Ich schaue den Besitzer an und frage mich: Wo ist der Nachbar? Und da sehe ich ihn – er sitzt in seinem Auto – kein Anzeichen, sich bei mir zu melden! Ich gehe auf das Auto zu und ganz plötzlich wird mir meine Video-Kamera entgegengehalten. Meine Gedanken dazu schreibe ich weiter hier nicht nieder – die sind nicht ganz spruchreif!
Bei der späteren Durchsicht des Videos ist klar zu sehen, dass der Typ von Anfang an wusste: da steht eine Kamera und die nehme ich doch mal vorsichtshalber an mich!!!
Bei meiner Abfahrt zwei Tage später spreche ich ihn nochmals darauf an – er dreht sich rum und läuft einfach weg.

Im Hostal lerne ich Boris aus Kroatien kennen – er lebt in Punat und arbeitet (im Hafen) auf der Insel Krk. Durch meine Verbindung zur Insel kommen wir schnell ins Gespräch und verbringen auch gleich den Abend mit einer Flasche Wein auf der Plaza.

Coroico – Markt

Coroico selbst in ein nettes, kleines, gemütliches Dorf. Am nächsten Tag verbringe ich einige Zeit im Dorf und betrachte das wilde Treiben auf dem Markt. Beim Fußballspiel von ca. 10 Jährigen, welches ich vom Hang verfolge, wird zu meiner Verwunderung vom einem Schiedsrichter mit 2 Assistenten geleitet. Spannend. Aber nicht sonderlich niveauvoll.

Bananen über Bananen

Boris, der mit einem Koffer und Rucksack per Bus unterwegs ist, reist ab und fährt nach Copacabana weiter. Ich selbst habe auch dieses Ziel und muss dafür wieder irgendwie an La Paz vorbei – mittendurch muss nicht sein.

Regenwolken – aber kein Regen – begleiten mich auf meinem Weg zurück nach La Paz hoch auf 4700m. Sicht von teilweise unter 10m lassen mich langsam den Berg hochkriechen. Diesmal bleibe ich wegen der eingeschränkten Sicht auf der Umgehungsstraße und fahre die Todesstraße nicht nochmal.
Ab 4700m geht es auf La Paz zu und das Wetter bessert sich deutlich. Nun fahre ich nicht direkt durch die Stadt, sondern nehme die „Preferencia“ – eine Art Umgehungsstraße am Hang entlang. An einigen Fußballplätzen halte ich kurz an und schaue zu, wie die Kugel auf den besten Kunstrasenplätzen behandelt wird.

Es dauert dann noch eine Weile, bis ich wieder oben auf der Ebene aus dem Verkehr raus bin und freie Fahrt Richtung Titicacasee habe. Die Fahrt auf dem Altiplano auf ca. 3800m ist eher langweilig. Als ich den Titicacasee erreiche, mache ich eine Mittagspause und will Fisch essen.

 

Mittagessen

Leider ist in Bolivien fast alles immer fritiert – auch hier. Ich bitte darum, nur den Fisch und etwas Salat zu erhalten. Kein Reis, keine Kartoffeln und keine Nudeln. Danke, es klappt. Ich bin Reis-müde!
Der Fisch war lecker – ich teste noch einen weiteren, anderen – dann bekomme ich sogar noch etwas gewürzte Fischsuppe zu Probe. Lecker!

Im Anschluss wird es witzig – die Dame vom Nachbarstand kommt auf mich zu und fragt, woher ich komme und ich antworte: Deutschland.
Sie: Isst man in Deutschland keinen Reis?
Ich: Doch!
Sie: Ist man in Deutschland keine Kartoffeln?
Ich: Doch! Aber ich mag nicht jeden Tag 3x Reis und Kartoffeln essen (das gibt es hier fast immer!)!
Sie: Aber, was esst ihr denn dann?
Ich: Salat – Gemüse!
Sie: Gemüüüüüüse???
Sie dreht sich verdutzt um und geht …

 

Copacabana

Copacabana

Ich fahre weiter und suche mir in Copacabana – nicht zu verwechseln mit dem Strandabschnitt in Rio de Janeiro – eine Unterkunft, die ich mit dem Joshua-Hostal auf finde. Ein Eco-Camping mit veganer und vegetarischer Ausrichtung, was mir zu Beginn nicht klar war.
Schön gelegen – ein sauberes Zimmer mit toller Aussicht. Nahe am Dorf und See gelegen.
Der Preis für die Übernachtung passt für mich – ein Schnäppchen ist es jedoch nicht. Schade, dass der Besitzer nicht mit sich reden ließ (längere Geschichte).

Bei meinem Rundgang am See entlang sehe ich eine CRF250L und komme kurz mit der Besitzerin ins Gespräch. Als wir uns verabschieden, steht plötzlich Boris hinter mir. Er ist inzwischen auch angekommen und wir verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen. Unglaublich – ich habe SEHR GUTE Spaghetti Carbonara gegessen!
Am nächsten Tag zieht Boris bei mir im Zimmer ein – wir haben einen entspannten Tag mit vielen tollen Gesprächen mit weiteren Reisenden (Gruß an Sven und seine Freundin – meldet euch doch mal).

Boris reist am nächsten Tag weiter nach Cusco, ich bleibe noch eine Nacht und darf diese mit einem stinkenden (sorry für die Wortwahl – aber es entspricht der Wahrheit) französischen Paar im Zimmer verbringen. Immerhin, ich gönne mir am Abend einen leckeren Falafel, und reise am nächsten Morgen nach einer heftigen Regennacht früh Richtung Peru weiter.[:]

7 Responses to [:de]Chaos in La Paz, Camino de la muerte und der Titicaca-See[:]

  1. Mr. Transalp sagt:

    Hallo Tom,

    hat die CRF die Höhenkrankheit verloren?

    LG,

    Björn

    • Tom sagt:

      Hi Björn,
      ja, das Luftproblem konnte ich letztendlich sehr einfach lösen:
      Nach dem Start einfach mal eine Minute warten und dann erst losfahren … Merkwürdig, aber scheinbar muss sich die CRF erst kurz an die Höhe gewöhnen.

      Bin gerade in normaler Höhe (rund um 500m) und ich bin total überrascht, welch tolle Leistungsentfaltung stattfindet 😉

      Gruß
      Tom

  2. Bernhard sagt:

    Hallo Tom
    Wie viele Kilometer hats Du jetzt schon drauf mit Deiner 250-er Honda!
    Herzlich
    Bernhard

  3. Stefan Roth sagt:

    Hi Tom, spannender Bericht. Und „iOverlander“ schaue ich mir unbedingt an. Schöne Adventszeit ;-). Grüsse aus der verschneiten, kalten Schweiz.

  4. Kai sagt:

    Thomas wird noch zum Veganer… sehr gut 🙂 Viel Spaß noch und weiter so schöne Eindrücke der Reise.

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