[:de]Ein Händedruck der besonderen Art[:]

Copacabana am Lago Titicaca

23/11/2017 Comments (4) Blog

[:de]Dschungel, 3 Tote und ein mega Vulkan[:]

[:de]Die gut 4 stündige Fahrt nach Cochabamba bedeutete wieder viel Kopfsteinpflaster. Ich treffe zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt in Cochabamba ein, denn ich lande unbeabsichtigt mitten in der Stadt in einem faschingsähnlichen Umzug.

Honda CRF 250L - 10.000km

Auf der Anfahrt zum Sajama Vulkan sprang die Kilometer-Anzeige auf 10.000km. Leider habe ich es etwas zu spät bemerkt.

5400km bin ich nun mit der kleinen Honda in Südamerika unterwegs (4600km zuvor in Deutschland). Ob auf der Straße oder abseits, ich bin rundum zufrieden und würde die Honda sofort wieder wählen. Im Gelände ist sie eh klasse - auch mit Gepäck - und auf langen Straßenetappen sitze ich dank dem Seat Concept-Sitz super bequem und entspannt. Auf Bergauf-Passagen tuckere ich mit der CRF natürlich eher gemütlich vor mich hin – da zieht sie keinen Hering vom Teller, ganz klar. Aber da für mich ja hier eh alles neu ist und ich reise, passt das. Der Spritverbrauch (im Schnitt 3,2 Liter) ist ein Hammer und lässt mich gerne tanken (mal abgesehen vom Prozedere in Bolivien). Bisher verstehen wir beide uns bestens und ich hoffe, dass das noch eine ganze Weile so bleibt.

Umzug in Cochabamba

Dann suche ich die von einem weiteren Reisenden empfohlene Unterkunft am Rande der Stadt und stelle dort fest, dass mein Tank wieder undicht ist. Ich quartiere mich dort ein und kümmere mich hauptsächlich um den Tank.

Tank-Ausbau in Cochabamba

Durch meine Kontakte nach Sucre ergibt sich ein weiterer Kontakt hier nach Cochabamba. Also, Tank unter den Arm und ab zu einem Mechaniker, mit dessen Hilfe das Problem erneut beseitigt werden soll. Eine Testfahrt zur Christus-Statue (größer als die Statue in Rio de Janeiro) verläuft erfolgreich und so verlasse ich Cochabamba nach 3 Tagen in Richtung Villa Tunari.

Cristo de la Concordia

 

Tanken

Die Abfahrt fängt mal wieder richtig gut an – denn ich muss tanken!

An der Tankstelle macht man mir klar: direkt in den Tank gibt es schon mal gar nix. Also, zur Seite fahren und mit einem Kanister wieder kommen. Tja – den hab ich natürlich nicht und man bietet mir an: lokaler Benzinpreis (das ist schon mal gut), aber ich muss für 50 Cent einen Plastiksack (5 Liter) kaufen und kann dann damit das Motorrad betanken. Na gut – aber irgendwie macht das doch alles keinen Sinn.

Vollgetankt geht es dann aber raus aus der Stadt, hoch auf 3700m und dann an einem Stausee in der Höhe ändert sich das gute Wetter (bisher 30 Grad) schlagartig. Wolken ziehen rein, es wird kühl und feucht. Die Vegetation wird grün – wow – das sieht so schön aus. Ich nähere mich dem Dschungel. Die Strecke ist kurvig und wirklich toll – es geht runter bis auf 320m (nein, ich habe keine „0“ vergessen).

 

Villa Tunari

Wunderschön

Bei feuchtwarmem Wetter komme ich in Villa Tunari an und beziehe eine Unterkunft im Hostal Mirador. Einzelzimmer mit Bad – coole Aussicht, tropisches Klima. Freudig stelle ich fest, dass der Tank gehalten hat und erkunde die Gegend. Tags drauf geht’s für mich zum Frühstück mit Affen in der Park Machia. Spannend, die vielen Geräusche am frühen Morgen im Dschungel. Erstaunlich allerdings, dass man die vielen Autos und den Krach des Dorfes noch soweit drin im Busch hört.

Beim Morgen-Spaziergang

Interessant

Gruselig? Nein … hoffentlich harmlos!

Wahnsinn, was Ameisen alles transportieren …

Am Mittag ziehe ich aus der Unterkunft aus und baue mein Zelt auf. Mit mir campen dort noch eine Kolumbianerin und 2 Chileninnen. Gegen Abend zieht ein Gewitter auf und wir müssen unter ein Dach ziehen, da das Wasser auf der Wiese überhaupt nicht ablaufen kann. Das Wasser im Fluss steigt rapide an und ich frage mich schon, ob ein weiteres Vordringen in den Dschungel Sinn macht. Meine eigentliche Idee war es, mit einem Boot bis nach Trinidad zu tuckern und von dort nach La Paz zu fahren. Jedoch weiß niemand, ob und wann ein Boot überhaupt fährt. Zudem ist die Straße nach La Paz nicht in bestem Zustand und in der Regenzeit wird mir davon abgeraten. Somit entscheide ich mich nach einer weiteren Regennacht zur Rückkehr nach Cochabamba.

Und genau diese Rückfahrt findet natürlich anfänglich im Regen statt. Nicht weiter schlimm – ich fahre vorsichtig und komme auch wieder an dem Stausee vorbei. Dort komme ich dann leider an einem schrecklichen Unfall vorbei. Ich sehe, wie ein Auto in einer Linkskurve (für mich) rechts auf meiner Seite am Felsen steht. Von der linken Fahrzeugseite kann ich nicht viel erkennen. Ein Polizist regelt den wenigen Verkehr. Ich fahre langsam ran und deute ihm an, ob ich helfen kann. Seine Zeichen waren sehr eindeutig. 3 Finger hält er mir entgegen – dann überkreuzt er seine Hände und zeigt mir an, dass ich weiterfahren soll. Hier kommt jede Hilfe zu spät. Krass!

Kurz vor Cochabamba tanke ich nochmals auf und esse zu Mittag. Es schmeckt nicht – aufgrund des Unfalls, aber auch merke ich, dass mir das bolivianische Essen so langsam reicht … Ich brauche mal wieder etwas anderes!

Spontan entscheide ich mich, die Fahrt Richtung Oruro fortzusetzen und lasse die Stadt hinter mir. Besonders gefallen hat mir Cochabamba nicht – auch wenn das Klima gut war.

Jetzt geht es hoch in die Berge und die Fahrt beginnt mir wieder Spaß zu machen. Kurven, Kurven, Kurven – und dazu die tolle Aussicht. Auf über 4500m geht es – dann kommt eine kilometerlange Baustelle mit verdammt viel Staub. Phasenweise sehe ich nicht viel – aber letztendlich treffe ich gegen Abend in Caracollo ein. Ein kleines, komisches Dorf. Unterkünfte sind Mangelware – und nicht sauber. Von Geräumigkeit ganz zu schweigen. Ich freunde mich schon mit dem Gedanken an, die Nacht irgendwo da draußen im Zelt zu verbringen, da finde ich doch noch etwas Akzeptables für eine Nacht.

Beim Abendessen sitze ich mit Arbeitern zusammen und stelle dabei wieder fest, wie gut es das Leben doch mit mir oder uns in Europa meint.

Die Bergwerk-Arbeiter kommen aus Santa Cruz (ca. 700km entfernt). Sie arbeiten eine Stunde entfernt, jeden Tag 10 Stunden => 30 Tage hintereinander (auch Samstag und Sonntag). Dann haben sie 7 Tage frei und fahren zu ihren Familien!!!

 

Unterwegs nach Sajama …

Mein nächstes Ziel ist der höchste bolivianische Vulkan, der Sajama. Nur gut 280km sind zu fahren, aber zuerst muss ich mal den Tank auffüllen. Und wieder das gleiche Spiel, doch irgendwie ist es auch wieder anders.

Direktbetankung: Fehlanzeige

Betankung mittels Plastiksack, den ich ja noch habe: Fehlanzeige

Tanken erfolgt nur mittels Kanister. Wer keinen hat, kann ihn sich für 1 Boliviano ausleihen. Zum Betanken der Honda brauche ich dann noch eine kleine Cola-Flasche, die ich abschneide, um das Benzin dann verlustfrei auch in den Tank zu bekommen. Letztendlich kalkuliere ich inzwischen immer eine halbe Stunde für den Tankvorgang ein. Schließlich wollen die Einheimischen ja auch meist wissen, was ich so mache …

In Patacamaya wird mir das erneute Volltanken komplett verwehrt – also fahre ich einfach mal so raus zum wunderschönen Sajama-Vulkan. Mit meiner Reserve könnte es allerdings auch für die Rückfahrt knapp werden. Doch nahe der Grenze zu Chile befindet sich ja noch eine Tankstelle.

 

Sajama

Sajama-Vulkan

Dieser Vulkan begleitet mich fast während der kompletten Anfahrt – er wird immer größer und größer. Wahnsinn, wie er da imposant, in den Himmel ragt. Angeblich seit 25.000 Jahre erloschen, gibt er der Region mit vielen weiteren Vulkanen seinen Namen.

Die letzten Kilometer sind sandig, landschaftlich ein absoluter Traum! Und der Kilometerzähler der Honda springt auf 10.000km

10.001km – leider einen Kilometer zu spät bemerkt

Ich beziehe eine Unterkunft der besonderen Art. Ein kleines Zimmerchen mit 2 Betten. Für mich – so mein Verständnis. Kurz nach mir treffen 2 Fahrradfahrerinnen aus Belgien ein – und ohne Rücksprache legt die Chefin die beiden in „mein“ Zimmer. Die zwei Mädels, die sichtlich überrascht sind, sollen sich also zu zweit in das eine Bett legen. Den beiden ist das zu eng (verständlich) und wir einigen uns dann darauf, dass wir die Betten zusammenstellen. Daraus ergab sich dann eine spannende Nacht. Die eine lag ganz rechts, ich ganz links – die zweite hatte ihre Isomatte aufgepumpt und lag darauf über beiden Betten in der Mitte. Wir alle lagen jeder in seinem Inlet und Schlafsack – keiner wollte dem anderen zu nahe kommen oder anstupsen. Eine spannende Nacht …

Polizei und Zoll – Freunde!

Die beiden Mädels zog es dann für eine Wanderung mit Übernachtung in die Berge, so dass ich das Zimmer dann auch wirklich für mich alleine hatte. Die warmen Quellen waren dann mein Ziel für den Tag. Erst wollte ich mit der CRF dort hinfahren, dann entschied ich mich, zu laufen. Ja, ich bin gelaufen!

Was ein Anblick!!!

6 oder 8km – das weiß mal wohl nicht so genau. Durch Wüstensand, immer mit dem Anblick des Sajama, der majestätisch daherkommt und ganz oben (6542m) mit Gletschereis bedeckt ist.

An den Thermen angekommen, was ich komplett alleine und habe das warme Wasser sehr genossen. Um mich herum hunderte von Lamas – herrlich!

Den Abend verbrachte ich dann mit einem netten Paar aus Österreich, die Bolivien mit einem Leihwagen erkunden. Es war ein netter Abend. Ich wünsche Euch eine gute Weiter- und Heimreise!

Mein weiterer Weg führt mich nun nach La Paz und dann zum Camino de la muerte – der Todesstraße[:]

4 Responses to [:de]Dschungel, 3 Tote und ein mega Vulkan[:]

  1. Ulli und Michl sagt:

    Hallo Tom !!
    Hier sind Ulli und Michl das nette Paar aus Österreich. Sind wieder gut zuhause angekommen (leider), denn es war voll toll in Bolivien. Nun werden wir dich auf deiner Tour weiter begleiten.
    Alles gute Ulli und Michl

    • Tom sagt:

      Hi ihr beiden,
      toll, dass ihr Euch meldet – und ja, schade, dass Eure Reise schon vorbei ist.
      Ich hoffe, ihr hattet noch ein paar tolle Abschlusstage.

      Gruß aus Arequipa, Peru
      Tom

  2. André Brand sagt:

    Danke Tom für diese spannenden Berichte. Finde sie echt cool!

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