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Vorgeschichte

 

Beim 20-jährigen Abiturtreffen in meiner Heimat Limburg entstand aus einer Laune heraus die Idee, Natalie, eine ehemalige Mitabiturientin (die in Südschweden lebt und den weiten Weg nur für das Abitreffen auf sich nahm) zu besuchen.

Da André (Mitabiturient und Freund) sich zufälligerweise sehr häufig in Finnland aufhält, dachten wir beide kurzerhand darüber nach, mit dem Motorrad über Dänemark und Schweden (Besuch Natalie) nach Norwegen zum Nordkapp zu fahren, um anschliessend die Tour in Tampere und André‘s zweitem zu Hause abzuschliessen.

Urlaubstechnisch war es für mich kein Problem, 6 Wochen für eine solche Tour frei zu bekommen. Somit nahmen die Planungen ihren Lauf.

Es folgten über den Winter 2011 etliche Abende vor dem Laptop, um Reise- und Länderberichte zu finden und zu lesen, gefolgt von diversen Skype-Calls mit André über Ausstattung und Routenplanungen – bis André mir dann im Frühjahr 2012 eröffnete, dass er aufgrund von privaten Gründen an der Tour nicht teilnehmen kann. So ein Mist. Ich hatte mich sehr auf die gemeinsame Tour gefreut.

 

Was tun? Für mich recht schnell klar: ich plane und fahre alleine!

 

Die Routenplanung, welche anfangs im Uhrzeigersinn verlief und in Tampere endete, änderte ich, da André zu meiner Reisezeit nicht in Tampere war. Somit ergab sich folgende Routenplanung:

  • Lörrach – Hamburg (Nachtzug)
  • dann von Hamburg nach Fehmarn und mit der Fähre rüber nach Dänemark
  • anschliessend über Kopenhagen nach Malmö (Schweden), um Natalie in der Nähe von Ljungby zu besuchen
  • Weiterfahrt nach Stockholm – Fähre nach Turku (Finnland)
  • dann sollte es über Kuopio nach Kuusamo und Kemijärvi nach Rovaniemi gehen
  • weiter hoch an den Inari-See mit Richtung nach Kirkenes (Norwegen)
  • von dort westlich Richtung Nordkapp (nur bei gutem Wetter)
  • weiter über Hammerfest die westliche Küste über die Versteralen und Lofoten wieder auf’s Festland (Bodo) und südlich weiter Richtung Bergen und Stavanger (Ziel: Preikestolen)
  • über Dänemark sollte es durch die alte Heimat wieder in die neue Heimat gehen
  • Zeitplanung 5-6 Wochen => es sollte ja immerhin URLAUB sein

 

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!!! Ein Plan ist durchaus etwas Schönes – Plan B und Spontaneität helfen aber auch weiter. Mehr dazu später.

 

Die Vorbereitungen liefen vor allem nach Ostern auf Hochtouren.

Diverse Ausrüstungsgegenstände musste ich mir noch besorgen (Zelt, Isomatte, Schlafsack … und und und) – je tiefer ich in den Planungen steckte, umso mehr befand ich mich bereits gedanklich im Urlaub. Vorfreude ist auch eine schöne Freude.

Kai und Iris versorgten mich mit diversen Ausrüstungsgegenständen und Waschutensilien (danke!), so dass meine Essenszubereitung und Hygiene sichergestellt war.

Ich buchte bei der Deutschen Bahn eine Fahrt mit dem Nachtzug von Lörrach nach Hamburg, um mir die 800km auf der deutschen Autobahn zu ersparen. Für 139€ konnte ich ein Ticket erwerben. Ein guter Preis.

 

20-06-12 Los geht’s

 

Am 20-06-12 ging es vollbeladen zu Hause los. In Kirchberg streifte ich mir dann doch spontan meine Regenkleidung über – 20 Minuten Dauerregen veranlassten mich dazu. Bis kurz vor der Grenze war ich dann sogar wieder trocken. Wunderbar – ich wollte doch nicht nass in den Zug einsteigen. Und es kam anders.

Mit dem Grenzübertritt kam der Regen zurück. Grrrrr. Schön war das nicht, aber auch nicht zu ändern. Also versorgte ich mich noch in einem Supermarkt mit diversen Kleinigkeiten, bevor ich mir dann noch einen Döner (Abendessen) gönnte. Dann ging es zum Zug, der bereits beladen wurde.

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Mit der Super Ténéré durfte ich dann gegen 20:00 Uhr den Zug befahren. Ein spannendes Unterfangen, da nur 1.56cm Höhe zum Befahren zur Verfügung stand. Es galt: Kopfeinziehen und langsam fahren – das Motorrad habe wurde mit Unterstützung der Bahnmitarbeiter verzurrt und festgemacht. Das war alles gut organisiert.

 

Mit einem Minimum an Gepäck ging es dann ins Abteil – dort wartete ein älteres Ehepaar aus der Schweiz. Tja, die Schweiz liess mich scheinbar nicht los.

 

Der Abend und die Nacht im Zug verliefen recht angenehm und ruhig. Ich konnte einigermassen gut schlafen.

 

21-06-12 Hamburg

9:00 Uhr am nächsten Morgen:

Strahlender Sonnenschein, wunderbar!

 

Das Entladen verlief fast problemlos – wenn da nicht … naja, ich wäre doch fast alleine nach Frankfurt gefahren!!!

Den Autozug mussten die Reisenden verlassen und die ersten Fahrzeuge gingen bereits „von Bord“. Und ich brauchte eine Toilette. Mit all meinem Gepäck und der Motorradkleidung war nicht daran zu denken, im Bahnhofsgelände eine Toilette zu suchen. Da seh ich auf dem Bahnsteig gegenüber einen Zug stehen (Abfahrtszeit 10:30 Uhr) … also, nix wie rein!!! Spätestens, als dann eine Kontrolleurin an der Tür klopfte, musste ich mich wohl beeilen … nix wie raus aus dem Zug – puhhh, eine Minute später fuhr er tatsächlich ab.

Beim Entladen fährt man in Altona direkt über den „abgesperrten“ Bahnsteig mit dem Fahrzeug – lustig. Es folgte eine kleine Stadtrundfahrt durch Hamburg, bevor ich mich auf den Weg Richtung Fehmarn begab. Das Wetter war super, die Laune stieg – spätestens bei der Überfahrt nach Dänemark setzte sich immer mehr Urlaubsfreude durch.

Auf der Fähre deckte ich mich dann ein wenig mit Flüssignahrung ein (Duty-free sei Dank!). In Puttgarden angekommen, setzte ich meine Fahrt Richtung Kopenhagen, Malmö und Ljungby fort. Die Brückenüberfahrt nach Malmö kostete stolze 23€ – da weiss man, wo der Hammer hängt!!!

Von Malmö nach Ljungby konnte ich einen Eindruck von der schönen schwedischen Natur bekommen. Die Sonne schien, der Wind fegte leicht über der Gras – schön.

Ab Puttgarden stieg das Zumo 660 (Navi) aus und zeigte mir keinerlei Strassen mehr an (trotz mehrfachem Neustart – merkwürdig und doof). Bis Ljungby war das auch kein Problem, doch wie finde ich Natalie samt ihrer Familie?

Online hab ich mir nochmals schnell Natalie’s  Anfahrtsbeschreibung angeschaut und dann bin ich einfach drauflosgefahren. Nach nicht allzu langer Zeit habe ich das Haus in Kanna auch gefunden und verbrachte dort die Midsommar-Party. Es waren tolle 2 Tage (21-06/22-06) und ich durfte einige nette Menschen kennenlernen. Zudem war ich noch in einem Elch-Park – ich wollte mir die Elche vorab anschauen, bevor sie evtl. auf der Strasse vor mir auftauchen.

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Sieh mir in die Auge … Kleiner …

WOW, wie monströs Elche sind. Unglaublich. Ich hoffte, niemals einen solchen Brocken beim Fahren vor mir auftauchen zu sehen.

 

23-06-12

Schliesslich verliess ich Kanna bei wolkigem Wetter Richtung Stockholm. Dazu fuhr ich über Jönköpping mit dem eigentlichen Ziel Husqvarna. Ich wollte das dortige Museum besichtigen, welches jedoch wegen Midsommar geschlossen war. Schade.

An Gränna vorbei ging es über ein paar sehr kleine Wege und Pfade dann irgendwann Richtung Autobahn und Stockholm.

 

Dort angekommen fuhr ich als erstes zur Fähre, um zu prüfen, ob ich am Abend noch mitkomme. Alles kein Problem, mit dem Motorrad geht eigentlich immer etwas. Ticket gekauft, kurze Stadtrundfahrt mit besten Aussichten auf Stadt und Menschen (Stockholm ist wirklich wunderschön) und dann ab auf die Fähre. Dort bezog ich eine Kabine mit 3 anderen Reisenden.

Auf der Fähre wurde im Duty-free eingekauft, als gäbe es die nächsten 1000km keine Geschäfte – unglaublich. Zu blöd, dass man auf dem Motorrad nicht unbegrenzt Stauraum hat. Also gab es nur noch ein paar Kleinigkeiten, die mir die Abende versüssen sollten J

 

24-06-12 Finnland – Tag 1

Um 6:30 Uhr kam ich sonntags nach einer miserablen Nacht in der 4er Kabine (meinte doch der Chinese tatsächlich, nachts um 3:00 Uhr seine Sachen (alles getrennt in lauten Plastiktüten) sortieren zu müssen) in Turku bei Regen und 8 Grad an.

Okay, Snickers gegessen, Regenkleidung drüber gezogen, mal ein paar Kilometer fahren – das hört dann schon auch mal wieder auf. Tja, das waren meine Gedanken.

Aber es hörte nicht auf zu regnen. Ich fuhr also in finnischem Tempo (überall Radar-Geräte) durch den Regen Richtung Kuopio. Ganz toll. Nach 3 Stunden gab es dann mal einen Tankstop mit einer kleinen Frühstückspause. Und da bemerkte ich, dass ich mein Besteck zu Hause vergessen hatte. So ein Mist!

Na gut, ich trank eine heisse Schokolade (dazu gab es einen kleinen Löffel) und machte dem Tankstellen-Chef mit Händen und Füssen klar, dass dieser Löffel erst wieder in seinen Besitz kommt, wenn ich zurück komme 😉

Vollgetankt, leicht angewärmt (bei inzwischen immerhin 11 Grad) und mit einem kleinen Löffel bewaffnet, ging es also weiter Richtung Kuopio. Es ging unendlich viele Kilometer durch den Regen immer nur geradeaus. Meine Reifen taten mir leid. In Kuopio nach über 500km angekommen, regnete es und ich fragte mich: was jetzt? Dort zu bleiben schien mir keine Lösung, also hab ich kurz geprüft, wo denn in diesem Land mal kein Regen fällt. Besonders viele Stellen gab es da beim Wetterradar leider nicht. In Oulo, weitere gut 300km entfernt, sollte es zumindest bis zum nächsten Tag nicht regnen. Nix wie hin. Während der Weiterfahrt im Regen gingen mir dann diverse Lieder durch den Kopf – angefangen von „and when the rain begins to fall“ über „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ bis zu „i’m singing in the rain“.

Nach gut 800km an diesem Tag hörte es tatsächlich auf zu regnen. Sensationell. Das war kurz vor Oulu. Leicht angetrocknet suchte ich mir dann noch einen Platz zum Übernachten. Die erste Nacht irgendwo im Freien (kein Zeltplatz) – ich wollte so oft wie möglich vom Jedermannsrecht Gebrauch machen. Etwas abgelegen an einem Feldrand hielt ich an einer geeigneten Stelle an, stoppte den Motor und zog den Helm ab. Das hätte ich besser nicht getan – Moskitos kamen von wo auch immer wie aus dem Nichts auf mich zu. Zum Glück hatte ich einen Moskito-Kopfschutz dabei, den ich aber erst einmal finden musste. Grrrrr.

 

Leicht angestochen stellte ich dann mein Zelt auf und bereitete mir das Abendessen bei leichtem Sonnenschein (man glaubt es kaum) zu. Nach einem abschliessenden Bierchen zog ich mich müde ins Zelt zurück.

 

25-06-12 Finnland – Tag 2

In den frühen Morgenstunden wurde ich vom Regen (bei 6 Grad geweckt), der auf das Zelt prasselte. Na klasse, schon wieder Regen. Also, Regenklamotten noch im Zelt angezogen, Zelt im Regen abgebaut, Snickers gegessen und ab ging es immer geradeaus Richtung Rovaniemi (willkommen in Lappland). Der Regen liess nicht wirklich nach, die Temperaturen waren beständig um die 11 Grad.

 

In Rovaniemi angekommen, kaufte ich mir ein warmes Halstuch und eine Mütze. Danach ging es zur Santa Claus Village (das braucht kein Mensch – schön war dort nur, dass ich mich für 16€ aufwärmen konnte) an den Polarkreis (ja, so weit nördlich war ich bereits). Von dort aus machte ich mich auf den direkten Weg Richtung Norden.

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Nördlich von Sodankylä suchte ich mir eine Hütte mit der Möglichkeit, eine Sauna nutzen zu können. Mir war klar, dass ich bereits am nächsten Tag dieses kalte und verregnete Finnland verlassen werde. Dies wollte ich nicht tun, ohne wenigstens einmal in einer finnischen Sauna geschwitzt zu haben.

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Die von mir angemietete Hütte – Achtung, ich befand mich in Lappland – musste ich erst einmal Moskito-frei bekommen => keine Ahnung, wie viele Moskitos kurz darauf ihren Tod in dieser Hütte fanden (sorry).

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Der direkt an einem ruhigen See gelegene Hüttenplatz war sehr spartanisch eingerichtet. Aber, es gab ja immer hin eine Sauna, die Vesa (Camp-Verantwortlicher) dann auch einheizte. Er informierte mich kurz, dass die Sauna bereit ist und fragte, ob es für mich „okay“ sei, wenn er mit in die Sauna komme.

Aus der von mir erwarteten und gewünschten Ruhe in der Sauna wurde demnach nichts – Vesa erzählte mir seine Lebensgeschichte und einiges über die Kultur der Lappen – durchaus interessant. Als Vesa dann fragte, ob es mich stört, wenn er singt, war ich schon etwas überrascht!

Da ich ihn nicht verstand, sang er dann auch noch auf englisch – wie zuvorkommend (Ruhe ade). Letztendlich war es eine ganz tolle Begegnung mit Vesa, denn er war „nebenberuflich“ Prediger und betete gesanglich für mich. Meine Tour solle unfallfrei verlaufen und mir Erfüllung bringen!!! Ein sehr eindrücklicher Moment während meiner Tour.

Nach der Sauna ging es noch in den See, anschliessend in die Moskito-Hütte …

 

26-06-12 Finnland – Tag 3

 

Am nächsten Morgen konnte ich in aller Ruhe und Trockenheit (hurra, es regnete nicht) meine Sachen zusammenpacken und weiter Richtung Inari fahren.

Am wunderschönen Inari-See angekommen, aber noch vor der „Stadt“, machte ich eine Mittagspause und bereitete mir eine Trekking-Food Mahlzeit zu. Dazu noch einen Tee und die Welt war in Ordnung, zumal es immer noch nicht regnete.

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In Inari habe ich dann das Siida-Museum (Sami-Museum) besucht. Anschliessend ging es bei leichtem Regen über eine nette kurvige (!!!) Strasse weiter Richtung Norden und Norwegen. Wenn ich mich recht erinnere, dann gab es da oben auch ein Skigebiet, an dem ich über eine Schotterpiste vorbei kam.

 

Norwegen – Tag 1 (immernoch 26-06-12)

Norwegen, endlich – kurz nach dem Grenzübergang wartete der erste „Wasserfall“ bzw. rauschende Fluss … ein netter Empfang, zumal sich das Wetter auch von einer angenehmen Seite zeigte. Über eine gute Strasse fuhr ich nach Kirkenes – sorry, aber das braucht man nicht (diese Erfahrung sollte ich wenige Tage später nochmals machen).

 

Also, raus aus der Stadt. Jetzt machte ich mich auf den Weg zur russischen Grenze. Keine Ahnung, was ich mir davon versprach, aber zu sehen gab es so gut wie nichts. Gut 100m vor dem Grenzübergang musste man sein Fahrzeug parken und den restlichen Weg zu Fuss in Angriff nehmen. Das kam für mich nicht in Frage.

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Am östlichsten Punkt meiner Reise – es war erst ca. 16:00 Uhr – entschied ich mich, die E6 und 98 Richtung Lakselv zu fahren. Tolle Idee!!!

Die 98 schlängelt sich nordwestlich durch ein paar Fjorde, so dass das Fahren richtig Spass machte – auch wenn es immer kühler wurde. Landschaftlich ist es da oben einfach nur kahl. Keine Bäume weit und breit.

Als es über eine Anhöhe von 370m ging, wurde es verdammt kalt.

Ich muss zugeben: Tempo 80 im Niemandsland habe ich phasenweise nicht mehr eingehalten. Auf dem Weg Richtung Lakselv gab es dann Strassenarbeiten, so dass ich auch mal im Stehen fuhr – Bewegung tut ja bekanntlich gut. Und wärmt.

 

Da oben wollte ich nicht unbedingt wild campen, da es doch recht frisch und vor allem sehr windig war. Also fuhr ich immer weiter und weiter und weiter.

Ich weiss nicht, nach wie vielen Tageskilometern, Windböen und Regentropfen (klar, dass es auch mal wieder regnen musste) ich in dem kleinen Dörfchen (es gab zumindest ein Ortsschild) Borselv (gut 270km unterhalb vom Nordkapp) ankam. Jedenfalls konnte ich dort eine Hütte, normalerweise für 4 Personen, anmieten. Das beste daran: die Hütte war mit einem Kamin ausgestattet. Sensationell.

 

Demnach waren die nächsten Schritte klar:

  1. Kamin anmachen
  2. Motorrad entladen
  3. Duschen
  4. Essen und Wärme geniessen!!!

Ach, war das angenehm. Zudem schien dann am späteren Abend auch mal wieder die Sonne, welche nicht mal unterging. Klasse.

Highlight des Abends war dann noch, dass der Hausherr mir ein kleines Stück selbstgefangenen und selbstgeräucherten Lachs zur Verkostung brachte – lecker.

Ich musste dann noch mächtig lüften, sonst wäre an schlafen in der Hütte wegen der Wärme nicht zu denken gewesen J

 

27-06-12 Fahrt zum Nordkapp

In den frühen Morgenstunden informierte ich mich bei der Hütten-Chefin über die Wettervorhersage für das Nordkapp – ich wollte nur die gut 500km (Hin- und Rückfahrt) in Angriff nehmen, wenn das Wetter passt.

Online sah die Vorhersage gut aus – Sonnenschein bei 5 Grad. Wow!

 

Ich fragte noch, ob ich von dem geräucherten Lachs ein Stück erwerben könne – das sollte meine Mahlzeit am Nordkapp werden. Für recht kleines Geld bekam ich meinen Mittagsschmaus.

Wer freundlich fragt, gewinnt!

 

Also, das übliche Prozedere von bezahlen, packen und anziehen stand an. Ich startete ohne Regenkleidung, denn es sah ganz gut aus. Los ging es nach Lakselv, von wo aus die E6 und die E69 zum Nordkapp führen.

Gerade als ich Lakselv passiere, beginnt es mal wieder zu regnen – also, Regenkleidung drüber, weiter geht’s. Dann folgen gut 250km im Regen und heftigster Wind. Erst kurz vor Honningsvag stoppte der Regen – der wind blieb aber ein ständiger Begleiter. Eine Freude war jeder Tunnel.

Über die Kosten für den letzten Tunnel und dem Zugang zum Nordkapp will ich mich gar nicht aufregen – man weiss es ja, wenn man dort hinfährt. Inzwischen soll der letzte Tunnel allerdings bezahlt und damit kostenfrei befahrbar sein.

Direkt am Nordkapp traf ich einen GS- und einen GS Adventure Fahrer (beide hatte ihre Gruppe verlassen – die anderen Teilnehmer der Tour brachen diese bereits in Lappland aufgrund der schlechten Wetterbedingungen ab) – wir diskutierten kurz über das Wetter und verglichen unsere Thermometer-Anzeigen (irgendwie ist der Name „Thermo“ ja auch nicht ganz passend, versteht man doch unter „thermos“ => warm – merkwürdig).

Die GS zeigte 5 Grad, die GS Adventure 3 Grad an. Komisch, dass meine Super Ténéré 8 Grad (liegt das daran, dass die Ténéré-Sandwüste in der Sahara liegt?). Jedenfalls einigten wir uns darauf, dass es KALT war!!!

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So, jetzt bin ich also am Nordkapp – nach genau einer Woche. Es ist der 27-06-12, ca. 13:00 Uhr.

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Nach der notwendigen Fotosession setzte ich mich in das Nordkapp-Haus auf eine Treppe neben einen Troll und genoss den mitgebrachten Lachs. Schmatz, schmatz!

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Danach hatte sich die Touristenanzahl merklich reduziert, so dass ich nochmals an die Kugel ging und ein weiteres Foto machte.

 

Angefröstelt wie ich war, wollte ich ganz gerne mit den Hurtigruten von Honnigsvåg nach Hammerfest fahren. Zu dumm, dass die Fähre an diesem Tag aber keine Fahrzeug mitnahm, weil es wohl ein älteres Schiff war, welches dafür nicht ausgelegt war. Hm, also machte ich mich noch auf den Weg nach Hammerfest, denn in diesem absoluten Touri-Gebiet wollte ich eh nicht übernachten.

Die Fahrt nach Hammerfest verlief ähnlich wie die gut 250km raus zum Kap. Regen und Wind bestimmten das Geschehen.

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Nach weiteren gut 200 Regen-km kam ich in der weltbekannten Stadt Hammerfest an. Ich hab mich recht schnell gefragt, warum ich nur dorthin gefahren bin. Ähnlich wie Kirkenes braucht das keiner … Nach einer kurzen Suche fand ich den örtlichen Campingplatz. Die Hütten waren vergeben L, also musste ich das Zelt im Wind und Dauerregen aufbauen. Ganz toll.

Immerhin war die Lage des einzigen Campingplatzes toll und es gab in Containern eine Küche. Zum Essen konnte ich mich immerhin ins Warme setzen. Dabei lernte ich Joachim (hat seinen Job in Deutschland gekündigt, um diese Tour fahren zu können) kennen, einen Deutschen, der mit dem Fahrrad von Fürth ans Nordkapp gefahren ist. Unglaublich, welche Leistung die Radfahrer – und davon gibt es recht viele – mit 50 – 100 Tageskilometer (zumindest bei Joachim) erbringen.

 

28-06-12

Die Nacht bei 3 Grad im Zelt und natürlich Regen war nicht gerade prickelnd. Bereits mit Regenkleidung krabbelte ich aus dem Zelt, baute es ab und machte mich auf den Weg Richtung Süden J

Tromsø war mein Ziel – gut 450km entfernt.

 

Vor Alta gibt es eine „kleine“ Anhöhe von ca. 370m … dort pfiff der Wind soooo heftig, dass er mir das Visier öffnete.

Ich fuhr vielleicht 50km/h und musste mich in Linkskurven nach rechts legen, um nicht umzufallen. Die Bedingungen waren wirklich extrem. Ausserdem kam der Regen nur noch quer an mir vorbei … bis, ja bis ich so etwas weisses am Visier sah. Das konnte doch nicht wahr sein –  es schneite. Hallo, muss das sein??????

 

Am Lyngen-Fjord besserte sich das Wetter und es gab blaue Stellen am Himmel. Toll, wie man sich darüber freuen kann. Mit Hilfe von 2 Fährfahrten kam ich gegen Abend in Tromsø auf dem Campingplatz an. Supertoll und etwas abgelegen am Fluss Tromsdalselva gelegen, konnte man sich dort am Abend mit einer Pizza und einem Bierchen versorgen. Müde fiel ich nach einem Schlummertrunk am Fluss (meinem Dreibein sei Dank) in meinem Schlafsack in tiefste Träume (vermutlich ging es dabei um Sonne und Wärme). Die Nacht wurde frisch, aber regenfrei.

 

29-06-12

Am nächsten Morgen herrschte strahlender Sonnenschein und ich dachte mir, ich gehe den Tag ganz entspannt an, suche mir ein anderes schönes Plätzchen und bleibe in Tromsø. Zuvor wollte ich mir in einem Intersport noch einen kleinen Vorrat an Trekking-Food kaufen.

 

Vor einem Intersport lernte ich Truls kennen – einen Norweger, der eine Africa Twin fährt, und, wie sich später herausstellte, perfekt deutsch spricht. Truls arbeitet in einem Intersport ganz in der Nähe der Fussgängerzone und bot mir an, dass ich dort im Laden erstens Trekkingfood kaufen und meine Sachen lassen könne, um mir einen schönen Tag in Tromsø zu machen! Ich nahm das Angebot gerne an und war nach über einer Woche das erste Mal wieder in „ziviler Kleidung“ unterwegs J

 

Zu Fuss erkundete ich in Jeans und T-Shirt Tromsø – eine schöne Stadt bei schönem Wetter. Viele Menschen waren auf dem Marktplatz, auf dem es Krabben und Fisch neben Norweger-Pullis zu kaufen gab. Ich genoss die Sonne, die Aussichten und das gute Essen. In der Bibliothek aktualisierte ich noch kurz meinen Reiseblog, bevor ich um 18:00 Uhr wieder bei Truls im Intersport war.

 

Truls hatte Feierabend und wollte mit mir noch eine Abendrunde mit Ausblick auf Gletscher drehen. „Meine Frau ist in den Ferien, ich habe sowieso nichts zu tun“ – so seine Erklärung. Genial. Und ab ging es die Fjorde entlang, die Sonne schien ständig und es war unbeschreiblich schön. Über eine Schotterpiste ging es dann noch in ein fast verlassenes Dorf mit einem tollen Ausblick auf Sonne und Meer.

 

Gegen 21:30 Uhr trennten wir uns – Truls fuhr wieder nach Tromsø, ich hingegen Richtung Fähre, mit welcher ich am nächsten Morgen nach Senja übersetzen wollte.

Truls beschrieb mir bestens eine Stelle, an der ich die Nacht verbringen sollte – Sommarøy, einer der schönsten Plätze auf dieser Tour. Dort gegen 23:30 Uhr angekommen, nur 5 Minuten von der Fähre entfernt, hatte ich den Eindruck, es sei 20:00 Uhr, Zeit für’s Abendessen. Von der fortgeschrittenen Uhrzeit war ich sehr überrascht und baute kurzer Hand mein Zelt auf. Strahlender Sonnenschein, es war warm, ein einsamer Platz direkt am Meer … die Sonne war auf bestem Wege, gleich hinter der kleinen, vorgelagerten Insel zu verschwinden. Gegen 01:00 Uhr verschwand ich so langsam im Zelt … bis dahin war die Sonne nie hinter der Insel verschwunden, jedoch schon wieder am Steigen – das war unglaublich genial.

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Schönster Übernachtungsplatz während der gesamten Tour

Gegen 03:00 Uhr wurde ich kurz wach, öffnete das Zelt und spürte die Wärme der Sonne – Wahnsinn, sie war immer noch da und schon wieder weiter gestiegen. Mit einem Lächeln verschwand ich wieder in Zelt und Schlafsack.

 

30-06-12

Gegen 07:00 Uhr wurde ich wach – Regen plätscherte gegen das Zelt. Das musste doch jetzt wirklich nicht sein, nach sooooo einem schönen Abend.

Also, zusammenpacken bei immerhin nur leichtem Regen und angenehmen Temperaturen, vorher noch einen Tee und etwas Süsses (ohne geht’s nicht) und ab zur Fähre.

Von der einen zu nächsten Fähre fuhr ich an Fjorden entlang und genoss die Landschaft, bis ich an einem noch gefroren See vorbei kam – brrrrrr, war das kalt.

Ich gönnte mir zum ersten Mal auf der Tour eine wirkliche Mittagspause und begann meinen Urlaub immer mehr.

 

Danach ging es zur nächsten Fähre, welche mich nach Andenes auf der Vesteralen bringen sollte. Gegen 15:10 Uhr traf ich an der Fährstation „am Ende der Welt“ ein – die Fähre hatte gerade um 15:00 Uhr den Hafen verlassen. So ein Mist, denn die nächste Fähre fuhr erst um 19:00 Uhr. Es hiess also: warten, warten, warten.

Und dann kam der Regen – mal wieder. Natürlich gab es keine Möglichkeit, sich irgendwo unterzustellen, kein Bistro oder ähnliches – nur ein kleines Vordach einer kleinen Halle. Also, Tablet raus und einen Film geschaut.

Das ging so lange gut, bis Peter aus seinem Transporter mit einer Tasse Kaffee (und ich trinke doch gar keinen Kaffee!!!) kam. Seine Frau Angelika gesellte sich zu uns und wir tauschten Reiseerfahrungen aus. Während der Überfahrt nach Andenes lud ich noch mein Tracking-Handy (dieses hatte ich den ganzen Tag über beim Fahren angeschaltet. Es sendete alle 15 Minuten eine SMS mit meinen Koordinaten und weiteren Daten an eine Plattform, zu welcher mein Bruder Zugang hatte – bei einem Aufenthalt von mehr als 2-3 Stunden an einem Ort – so war es vereinbart, würde ich vermutlich ein Problem haben. Entsprechende Massnahmen sollten dann eingeleitet werden – glücklicherweise trat dieser Fall nie ein) am Laptop von Peter.

 

In Andenes (auf den Versteralen) legte die Fähre am Abend gegen 21:00 Uhr an. Es war Samstag Abend in Norwegen!!! Und das soll etwas heissen.

Am Samstag kann man in Norwegen nach 20:00 Uhr keinen Alkohol kaufen – sonntags auch nicht!!!!!!

Dabei hatte ich mich so sehr auf ein abschliessendes Bierchen gefreut. Also begab ich mich auf die Suche nach einem netten Platz für die Nacht und traf dabei auf 2 Biker aus Gotha. Wir suchten und fanden dann gemeinsam einen netten Platz direkt am Meer und irgendwo tief in den Koffern fand sich auch noch ein Schlummertrunk.

 

01-07-12

Am Morgen haben sich unsere Wege dann wieder getrennt, wobei es noch eine kleine Anekdote zu berichten gibt.

Einer der beiden fuhr in Gotha mit einem Reifen los, der bereits 3.000km hinter sich hatte. Inzwischen war der so blank wie ein Baby-Popo (also, die Schweizer Polizei hätte das Fahrzeug SOFORT stillgelegt) – ein wenig unkoordiniert (um nicht zu sagen „blauäugig“) war die Sache ja schon.

Mein Weg führte mich ganz entspannt Richtung Melbu (Fährüberfahrt auf die Lofoten). Auf dem Weg dorthin kam ich in Stokmarkenes vorbei. Dort fand ich bei mässigem Wetter das Hurtigruten-Museum. Ein bisschen Kultur und Geschichte schaden ja nichts, also, parken und rein! Es war schon sehr interessant, was es dort alles zu sehen gab.

 

Im Museum traf ich ein deutsches Paar, welches mit einem umgebauten Fiat Ducato unterwegs war. Die beiden fuhren und übernachteten im Ducato, hatten im „Kofferraum“ auch noch eine 990er KTM Adventure, die sie aber bisher noch nicht rausholten, weil die Wetterbedingungen dazu noch nicht einluden!!! Wow.

Ich entschied mich nach dem Museumsbesuch dazu, wieder kurzfristig Richtung Norden zu fahren, um eine geeignete Stelle für die nächste Nacht zu suchen. Dann wollte ich am Whale watching teilnehmen und tagsdrauf Richtung Lofoten fahren. Dazu nahm ich Stø ins Visier. Der Campingplatz direkt am Meer war überhaupt nicht nach meinem Geschmack, so dass ich wieder ein kleines Stück zurückfuhr, um in Klo (ich kann ja auch nichts für den Namen) nach einem schöneren Platz für die Nacht zu suchen. Alles Nachfolgende war einfach nur SENSATIONELL und liest sich vermutlich wie aus dem Märchen.

Ich traf gegen Abend im nahegelegenen Klo (der Ort heisst wirklich so!!!) ein. Gemäss Karte sollte dieser kleine, direkt am Meer liegende Ort eine Sackgasse bilden. Und genau dort landete ich auch. Ich fuhr ein paar hundert Meter zurück und folgte dem Navi in eine Strasse, die direkt am Meer enden sollte. Dem war auch so und ich konnte mein Motorrad direkt am Strand abstellen.

Linker Hand befand sich ein Friedhof (ein schöner Platz für die letzte Ruhestätte), davor ca. 5m Wiese, dann folgte der Strand und das Meer. Rechter Hand stand ein kleines Haus. Das war’s!!!

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Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich hier übernachten darf (aufgrund der Nähe zu diesem Haus), also schaute ich mir das Haus etwas näher an. Auf einem Schild stand in norwegisch geschrieben, das man als Gast die sanitären Einrichtungen sowie die Inneneinrichtung (Küche, Stühle, Kamin) nutzen darf – man solle das Haus in ordnungsgemässem Zustand wieder verlassen. Übernachten im Haus war nicht gestattet.

Naja, mir kam das ganze etwas komisch vor und ich begann damit, mein Zelt auf der Wiese zwischen Strand und Friedhof aufzubauen. Es dauerte nicht lange und ein Auto hielt auf dem kleinen Parkplatz. Ein Mann stieg aus und kam auf mich zu. Vorsichtig fragte ich, ob es erlaubt sei, dass ich an dieser Stelle übernachte. Arne, so heisst der Mann, meinte, es sei überhaupt kein Problem und ich könne auch die Toilette des benachbarten Hauses nutzen. Merkwürdig.

Wir kamen immer besser ins Gespräch und bei der Frage, woher ich sei, begann das Gespräch doch immer interessanter zu werden. Es sei doch eine Schande, so Arne, dass Deutschland nicht im Finale sei! Hoppla, von was spricht er da? Ahhhhhhh, die Fussball-EM war ja noch nicht zu Ende und heute war der Tag des Endspiels. Daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Arne fragte mich, ob ich im dahinterliegenden Haus das Endspiel schauen möchte. Naja, knapp 2 Stunden einfach mal im Warmen sitzen? Warum nicht – ganz uninteressant war das Spiel ja auch nicht. Also machte Arne sich auf den Weg nach Hause, um den Schlüssel für das ansonsten zu vermietende Ferienhaus zu holen. Nach ca. 30 Minuten (das Dorf hat nur höchstens 75 Einwohner) kam Arne mit dem Schlüssel und einer Tasche zurück. Währenddessen hatte ich mein Zelt aufgebaut und bettfertig präpariert.

 

Das kleine Ferienhaus war bestens ausgestattet – HD-TV (norwegisch) war dann noch die Krönung. Arne packte eine Kanne Kaffee („meine Frau meinte, dir sei doch sicherlich kalt“ => und ich trinke immer noch keinen Kaffee!!!) aus, dann noch ein paar Nüsse. Schliesslich meinte er: „Zum Fussball trinken wir in Norwegen Bier“ und es gab einen Six-Pack!!! In welchem Film bin ich hier eigentlich??????

Noch nicht genug der Verwunderung, überreichte Arne mir ein Geschenk – etwas Eiskaltes in einer Tüte – ein Lachsfilet! Oh man, das konnte ich doch alles gar nicht annehmen und glauben. Mein erster Gedanke war: soll ich das jetzt lutschen?

Okay, der Lachs war für den nächsten Tag gedacht – Arne wollte, dass ich noch eine Nacht bleibe, solange es meine Pläne (ich hatte keine) zulassen.

Gut, wir schauten das Endspiel (Arne’s Frau wohl froh, dass sie KEIN Fussball schauen musste), tranken Bier und assen die Nüssen. Dann verabschiedete sich Arne bis zum nächsten Abend.

 

Ich konnte mein Glück kaum fassen und verschwand glücklich und zufrieden im Zelt.

Und dann kam während der Nacht wieder mal der Regen!!!

 

02-07-12

Gegen 8:00 Uhr hörte ich neben dem inzwischen schon zum Standardgeräusch gehörenden Regenprasseln noch Kindergeschrei am Strand. Eine betreute Jugendgruppe verbrachte einen Ferientag am Strand und nutzte das Haus zum Aufwärmen und Mittagessen.

Da es durchweg regnete, entschied ich mich, an diesem Tag einen „ich-fahr-heute-mal-nicht-im-Regen“-Tag einzulegen. Also zog ich mich ebenfalls in diese soziale Einrichtung zurück und schrieb an meinem Reisetagebuch bzw. nahm mir ein Buch zur Hand.

Für die Kids war ich „the man with the big bike“ und später musste ich auch noch ein norwegisches Kartenspiel mit ihnen spielen. Ausserdem wurde ich zur Mittagszeit auch noch bestens versorgt – klasse.

Als die Gruppe das Haus gegen 14:30 Uhr (endlich) verliess, kam Ruhe ins Haus. Ich heizte dem Kamin mächtig ein und genoss den Blick auf das Meer. Whale watching fiel für mich ins Wasser.

Gegen Abend kam Arne erneut vorbei, fragte, ob ich Hunger hätte. Kurz drauf machte sich Arne dran, den Lachs zuzubereiten. Da aus seiner Sicht Creme fraiche auf den Lachs gehört, fuhr er kurzerhand nach Hause, um dies zu holen. Mit einem Sixpack und noch ein paar gekochten Kartoffeln kam er zurück – würzte und präparierte den Fisch, grillte und servierte ihn mir dann. Ich durfte nichts tun – gar nichts.

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Immerhin speisten wir dann gemeinsam. Bevor Arne dann nach Hause musste, bot er mir  noch an, die Nacht im Haus zu übernachten: „Es wird noch heftig regnen in der kommenden Nacht“. Das aussergewöhnliche Angebot nahm ich gerne an.

Im Laufe des Abends baute ich mein Zelt im Regen ab und legte es im Haus aus – es sollte während der Nacht im Haus trocknen.

 

03-07-12

In den frühen Morgenstunden packte ich mein getrocknetes Zelt zusammen und machte mich, natürlich bei Regen, auf dem Landweg Richtung Lofoten.

Mein Aufenthalt auf den Lofoten ist kurz und bündig beschrieben.

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Die Lofoten sind wunderschön (wie ganz Norwegen), wenn es nicht regnet. Durch die Kälte machte ich mich recht direkt auf den Weg nach Moskenes (Fähre nach Bodo => Festland) und den Ort „Å“. Naja, ich war mal da.

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Mir war einfach nur kalt und inzwischen hatte ich einfach keine Lust mehr auf Regen und kalt.

 

An einem Campingplatz gönnte ich mir ein warmes Mittagsbüffet mit sämtlichen lokalen Fisch- und Fleischsorten (ich war wirklich kurz vorm Platzen), bevor ich mich auf dem Weg zur Fähre nach Bodo machte. Die Überfahrt dauerte gut 4 Std.

Gegen Abend kam ich in Bodo an. Vorort machte ich mich auf den Weg nach Saltstraumen. Direkt bei diesem Gezeitenstrom fand ich einen Campingplatz, wo ich mein Zelt zwischen den Hütten aufbauen konnte.

Das Wetter war schön, die Sonne schien, aber es war frisch.

Ich lernte dort Helena und Lars aus Schweden kennen. Die beiden waren in einem Tipi-Zelt für 8 Personen unterwegs (die beiden wollten halt gerne viel Platz haben) und fahren einmal jährlich an diesen schönen Platz. Auf dem Camping wurde mir Fisch von Anglern angeboten, die zu viel Fisch gefangen hatten.

Lars und Helena luden mich spontan zum selbstgefangenen Fisch (wir musste also nicht verhungern) ein. Ich brachte noch die Getränke mit und wir hatten einen netten, lustigen Abend.

Gegen 23:30 Uhr machten wir uns auf dem Weg zu dem Naturschauspiel – wunderbar war es.

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Bevor wir uns in die Zelte und Schlafsäcke zurückzogen, übergab Helena mir noch 2 Decken: „Es wird kalt heute Nacht“! Nicht, das mir das neu war … aber ich muss schon zugeben: es wurde sehr kalt und ich konnte die Decken bestens gebrauchen!

 

Weiter geht’s im 2. Teil …

2012 Skandinavien
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Vorgeschichte

 

Beim 20-jährigen Abiturtreffen in meiner Heimat Limburg entstand aus einer Laune heraus die Idee, Natalie, eine ehemalige Mitabiturientin (die in Südschweden lebt und den weiten Weg nur für das Abitreffen auf sich nahm) zu besuchen.

Da André (Mitabiturient und Freund) sich zufälligerweise sehr häufig in Finnland aufhält, dachten wir beide kurzerhand darüber nach, mit dem Motorrad über Dänemark und Schweden (Besuch Natalie) nach Norwegen zum Nordkapp zu fahren, um anschliessend die Tour in Tampere und André‘s zweitem zu Hause abzuschliessen.

Urlaubstechnisch war es für mich kein Problem, 6 Wochen für eine solche Tour frei zu bekommen. Somit nahmen die Planungen ihren Lauf.

Es folgten über den Winter 2011 etliche Abende vor dem Laptop, um Reise- und Länderberichte zu finden und zu lesen, gefolgt von diversen Skype-Calls mit André über Ausstattung und Routenplanungen – bis André mir dann im Frühjahr 2012 eröffnete, dass er aufgrund von privaten Gründen an der Tour nicht teilnehmen kann. So ein Mist. Ich hatte mich sehr auf die gemeinsame Tour gefreut.

 

Was tun? Für mich recht schnell klar: ich plane und fahre alleine!

 

Die Routenplanung, welche anfangs im Uhrzeigersinn verlief und in Tampere endete, änderte ich, da André zu meiner Reisezeit nicht in Tampere war. Somit ergab sich folgende Routenplanung:

  • Lörrach – Hamburg (Nachtzug)
  • dann von Hamburg nach Fehmarn und mit der Fähre rüber nach Dänemark
  • anschliessend über Kopenhagen nach Malmö (Schweden), um Natalie in der Nähe von Ljungby zu besuchen
  • Weiterfahrt nach Stockholm – Fähre nach Turku (Finnland)
  • dann sollte es über Kuopio nach Kuusamo und Kemijärvi nach Rovaniemi gehen
  • weiter hoch an den Inari-See mit Richtung nach Kirkenes (Norwegen)
  • von dort westlich Richtung Nordkapp (nur bei gutem Wetter)
  • weiter über Hammerfest die westliche Küste über die Versteralen und Lofoten wieder auf’s Festland (Bodo) und südlich weiter Richtung Bergen und Stavanger (Ziel: Preikestolen)
  • über Dänemark sollte es durch die alte Heimat wieder in die neue Heimat gehen
  • Zeitplanung 5-6 Wochen => es sollte ja immerhin URLAUB sein

 

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!!! Ein Plan ist durchaus etwas Schönes – Plan B und Spontaneität helfen aber auch weiter. Mehr dazu später.

 

Die Vorbereitungen liefen vor allem nach Ostern auf Hochtouren.

Diverse Ausrüstungsgegenstände musste ich mir noch besorgen (Zelt, Isomatte, Schlafsack … und und und) – je tiefer ich in den Planungen steckte, umso mehr befand ich mich bereits gedanklich im Urlaub. Vorfreude ist auch eine schöne Freude.

Kai und Iris versorgten mich mit diversen Ausrüstungsgegenständen und Waschutensilien (danke!), so dass meine Essenszubereitung und Hygiene sichergestellt war.

Ich buchte bei der Deutschen Bahn eine Fahrt mit dem Nachtzug von Lörrach nach Hamburg, um mir die 800km auf der deutschen Autobahn zu ersparen. Für 139€ konnte ich ein Ticket erwerben. Ein guter Preis.

 

20-06-12 Los geht’s

 

Am 20-06-12 ging es vollbeladen zu Hause los. In Kirchberg streifte ich mir dann doch spontan meine Regenkleidung über – 20 Minuten Dauerregen veranlassten mich dazu. Bis kurz vor der Grenze war ich dann sogar wieder trocken. Wunderbar – ich wollte doch nicht nass in den Zug einsteigen. Und es kam anders.

Mit dem Grenzübertritt kam der Regen zurück. Grrrrr. Schön war das nicht, aber auch nicht zu ändern. Also versorgte ich mich noch in einem Supermarkt mit diversen Kleinigkeiten, bevor ich mir dann noch einen Döner (Abendessen) gönnte. Dann ging es zum Zug, der bereits beladen wurde.

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Mit der Super Ténéré durfte ich dann gegen 20:00 Uhr den Zug befahren. Ein spannendes Unterfangen, da nur 1.56cm Höhe zum Befahren zur Verfügung stand. Es galt: Kopfeinziehen und langsam fahren – das Motorrad habe wurde mit Unterstützung der Bahnmitarbeiter verzurrt und festgemacht. Das war alles gut organisiert.

 

Mit einem Minimum an Gepäck ging es dann ins Abteil – dort wartete ein älteres Ehepaar aus der Schweiz. Tja, die Schweiz liess mich scheinbar nicht los.

 

Der Abend und die Nacht im Zug verliefen recht angenehm und ruhig. Ich konnte einigermassen gut schlafen.

 

21-06-12 Hamburg

9:00 Uhr am nächsten Morgen:

Strahlender Sonnenschein, wunderbar!

 

Das Entladen verlief fast problemlos – wenn da nicht … naja, ich wäre doch fast alleine nach Frankfurt gefahren!!!

Den Autozug mussten die Reisenden verlassen und die ersten Fahrzeuge gingen bereits „von Bord“. Und ich brauchte eine Toilette. Mit all meinem Gepäck und der Motorradkleidung war nicht daran zu denken, im Bahnhofsgelände eine Toilette zu suchen. Da seh ich auf dem Bahnsteig gegenüber einen Zug stehen (Abfahrtszeit 10:30 Uhr) … also, nix wie rein!!! Spätestens, als dann eine Kontrolleurin an der Tür klopfte, musste ich mich wohl beeilen … nix wie raus aus dem Zug – puhhh, eine Minute später fuhr er tatsächlich ab.

Beim Entladen fährt man in Altona direkt über den „abgesperrten“ Bahnsteig mit dem Fahrzeug – lustig. Es folgte eine kleine Stadtrundfahrt durch Hamburg, bevor ich mich auf den Weg Richtung Fehmarn begab. Das Wetter war super, die Laune stieg – spätestens bei der Überfahrt nach Dänemark setzte sich immer mehr Urlaubsfreude durch.

Auf der Fähre deckte ich mich dann ein wenig mit Flüssignahrung ein (Duty-free sei Dank!). In Puttgarden angekommen, setzte ich meine Fahrt Richtung Kopenhagen, Malmö und Ljungby fort. Die Brückenüberfahrt nach Malmö kostete stolze 23€ – da weiss man, wo der Hammer hängt!!!

Von Malmö nach Ljungby konnte ich einen Eindruck von der schönen schwedischen Natur bekommen. Die Sonne schien, der Wind fegte leicht über der Gras – schön.

Ab Puttgarden stieg das Zumo 660 (Navi) aus und zeigte mir keinerlei Strassen mehr an (trotz mehrfachem Neustart – merkwürdig und doof). Bis Ljungby war das auch kein Problem, doch wie finde ich Natalie samt ihrer Familie?

Online hab ich mir nochmals schnell Natalie’s  Anfahrtsbeschreibung angeschaut und dann bin ich einfach drauflosgefahren. Nach nicht allzu langer Zeit habe ich das Haus in Kanna auch gefunden und verbrachte dort die Midsommar-Party. Es waren tolle 2 Tage (21-06/22-06) und ich durfte einige nette Menschen kennenlernen. Zudem war ich noch in einem Elch-Park – ich wollte mir die Elche vorab anschauen, bevor sie evtl. auf der Strasse vor mir auftauchen.

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Sieh mir in die Auge … Kleiner …

WOW, wie monströs Elche sind. Unglaublich. Ich hoffte, niemals einen solchen Brocken beim Fahren vor mir auftauchen zu sehen.

 

23-06-12

Schliesslich verliess ich Kanna bei wolkigem Wetter Richtung Stockholm. Dazu fuhr ich über Jönköpping mit dem eigentlichen Ziel Husqvarna. Ich wollte das dortige Museum besichtigen, welches jedoch wegen Midsommar geschlossen war. Schade.

An Gränna vorbei ging es über ein paar sehr kleine Wege und Pfade dann irgendwann Richtung Autobahn und Stockholm.

 

Dort angekommen fuhr ich als erstes zur Fähre, um zu prüfen, ob ich am Abend noch mitkomme. Alles kein Problem, mit dem Motorrad geht eigentlich immer etwas. Ticket gekauft, kurze Stadtrundfahrt mit besten Aussichten auf Stadt und Menschen (Stockholm ist wirklich wunderschön) und dann ab auf die Fähre. Dort bezog ich eine Kabine mit 3 anderen Reisenden.

Auf der Fähre wurde im Duty-free eingekauft, als gäbe es die nächsten 1000km keine Geschäfte – unglaublich. Zu blöd, dass man auf dem Motorrad nicht unbegrenzt Stauraum hat. Also gab es nur noch ein paar Kleinigkeiten, die mir die Abende versüssen sollten J

 

24-06-12 Finnland – Tag 1

Um 6:30 Uhr kam ich sonntags nach einer miserablen Nacht in der 4er Kabine (meinte doch der Chinese tatsächlich, nachts um 3:00 Uhr seine Sachen (alles getrennt in lauten Plastiktüten) sortieren zu müssen) in Turku bei Regen und 8 Grad an.

Okay, Snickers gegessen, Regenkleidung drüber gezogen, mal ein paar Kilometer fahren – das hört dann schon auch mal wieder auf. Tja, das waren meine Gedanken.

Aber es hörte nicht auf zu regnen. Ich fuhr also in finnischem Tempo (überall Radar-Geräte) durch den Regen Richtung Kuopio. Ganz toll. Nach 3 Stunden gab es dann mal einen Tankstop mit einer kleinen Frühstückspause. Und da bemerkte ich, dass ich mein Besteck zu Hause vergessen hatte. So ein Mist!

Na gut, ich trank eine heisse Schokolade (dazu gab es einen kleinen Löffel) und machte dem Tankstellen-Chef mit Händen und Füssen klar, dass dieser Löffel erst wieder in seinen Besitz kommt, wenn ich zurück komme 😉

Vollgetankt, leicht angewärmt (bei inzwischen immerhin 11 Grad) und mit einem kleinen Löffel bewaffnet, ging es also weiter Richtung Kuopio. Es ging unendlich viele Kilometer durch den Regen immer nur geradeaus. Meine Reifen taten mir leid. In Kuopio nach über 500km angekommen, regnete es und ich fragte mich: was jetzt? Dort zu bleiben schien mir keine Lösung, also hab ich kurz geprüft, wo denn in diesem Land mal kein Regen fällt. Besonders viele Stellen gab es da beim Wetterradar leider nicht. In Oulo, weitere gut 300km entfernt, sollte es zumindest bis zum nächsten Tag nicht regnen. Nix wie hin. Während der Weiterfahrt im Regen gingen mir dann diverse Lieder durch den Kopf – angefangen von „and when the rain begins to fall“ über „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ bis zu „i’m singing in the rain“.

Nach gut 800km an diesem Tag hörte es tatsächlich auf zu regnen. Sensationell. Das war kurz vor Oulu. Leicht angetrocknet suchte ich mir dann noch einen Platz zum Übernachten. Die erste Nacht irgendwo im Freien (kein Zeltplatz) – ich wollte so oft wie möglich vom Jedermannsrecht Gebrauch machen. Etwas abgelegen an einem Feldrand hielt ich an einer geeigneten Stelle an, stoppte den Motor und zog den Helm ab. Das hätte ich besser nicht getan – Moskitos kamen von wo auch immer wie aus dem Nichts auf mich zu. Zum Glück hatte ich einen Moskito-Kopfschutz dabei, den ich aber erst einmal finden musste. Grrrrr.

 

Leicht angestochen stellte ich dann mein Zelt auf und bereitete mir das Abendessen bei leichtem Sonnenschein (man glaubt es kaum) zu. Nach einem abschliessenden Bierchen zog ich mich müde ins Zelt zurück.

 

25-06-12 Finnland – Tag 2

In den frühen Morgenstunden wurde ich vom Regen (bei 6 Grad geweckt), der auf das Zelt prasselte. Na klasse, schon wieder Regen. Also, Regenklamotten noch im Zelt angezogen, Zelt im Regen abgebaut, Snickers gegessen und ab ging es immer geradeaus Richtung Rovaniemi (willkommen in Lappland). Der Regen liess nicht wirklich nach, die Temperaturen waren beständig um die 11 Grad.

 

In Rovaniemi angekommen, kaufte ich mir ein warmes Halstuch und eine Mütze. Danach ging es zur Santa Claus Village (das braucht kein Mensch – schön war dort nur, dass ich mich für 16€ aufwärmen konnte) an den Polarkreis (ja, so weit nördlich war ich bereits). Von dort aus machte ich mich auf den direkten Weg Richtung Norden.

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Nördlich von Sodankylä suchte ich mir eine Hütte mit der Möglichkeit, eine Sauna nutzen zu können. Mir war klar, dass ich bereits am nächsten Tag dieses kalte und verregnete Finnland verlassen werde. Dies wollte ich nicht tun, ohne wenigstens einmal in einer finnischen Sauna geschwitzt zu haben.

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Die von mir angemietete Hütte – Achtung, ich befand mich in Lappland – musste ich erst einmal Moskito-frei bekommen => keine Ahnung, wie viele Moskitos kurz darauf ihren Tod in dieser Hütte fanden (sorry).

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Der direkt an einem ruhigen See gelegene Hüttenplatz war sehr spartanisch eingerichtet. Aber, es gab ja immer hin eine Sauna, die Vesa (Camp-Verantwortlicher) dann auch einheizte. Er informierte mich kurz, dass die Sauna bereit ist und fragte, ob es für mich „okay“ sei, wenn er mit in die Sauna komme.

Aus der von mir erwarteten und gewünschten Ruhe in der Sauna wurde demnach nichts – Vesa erzählte mir seine Lebensgeschichte und einiges über die Kultur der Lappen – durchaus interessant. Als Vesa dann fragte, ob es mich stört, wenn er singt, war ich schon etwas überrascht!

Da ich ihn nicht verstand, sang er dann auch noch auf englisch – wie zuvorkommend (Ruhe ade). Letztendlich war es eine ganz tolle Begegnung mit Vesa, denn er war „nebenberuflich“ Prediger und betete gesanglich für mich. Meine Tour solle unfallfrei verlaufen und mir Erfüllung bringen!!! Ein sehr eindrücklicher Moment während meiner Tour.

Nach der Sauna ging es noch in den See, anschliessend in die Moskito-Hütte …

 

26-06-12 Finnland – Tag 3

 

Am nächsten Morgen konnte ich in aller Ruhe und Trockenheit (hurra, es regnete nicht) meine Sachen zusammenpacken und weiter Richtung Inari fahren.

Am wunderschönen Inari-See angekommen, aber noch vor der „Stadt“, machte ich eine Mittagspause und bereitete mir eine Trekking-Food Mahlzeit zu. Dazu noch einen Tee und die Welt war in Ordnung, zumal es immer noch nicht regnete.

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In Inari habe ich dann das Siida-Museum (Sami-Museum) besucht. Anschliessend ging es bei leichtem Regen über eine nette kurvige (!!!) Strasse weiter Richtung Norden und Norwegen. Wenn ich mich recht erinnere, dann gab es da oben auch ein Skigebiet, an dem ich über eine Schotterpiste vorbei kam.

 

Norwegen – Tag 1 (immernoch 26-06-12)

Norwegen, endlich – kurz nach dem Grenzübergang wartete der erste „Wasserfall“ bzw. rauschende Fluss … ein netter Empfang, zumal sich das Wetter auch von einer angenehmen Seite zeigte. Über eine gute Strasse fuhr ich nach Kirkenes – sorry, aber das braucht man nicht (diese Erfahrung sollte ich wenige Tage später nochmals machen).

 

Also, raus aus der Stadt. Jetzt machte ich mich auf den Weg zur russischen Grenze. Keine Ahnung, was ich mir davon versprach, aber zu sehen gab es so gut wie nichts. Gut 100m vor dem Grenzübergang musste man sein Fahrzeug parken und den restlichen Weg zu Fuss in Angriff nehmen. Das kam für mich nicht in Frage.

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Am östlichsten Punkt meiner Reise – es war erst ca. 16:00 Uhr – entschied ich mich, die E6 und 98 Richtung Lakselv zu fahren. Tolle Idee!!!

Die 98 schlängelt sich nordwestlich durch ein paar Fjorde, so dass das Fahren richtig Spass machte – auch wenn es immer kühler wurde. Landschaftlich ist es da oben einfach nur kahl. Keine Bäume weit und breit.

Als es über eine Anhöhe von 370m ging, wurde es verdammt kalt.

Ich muss zugeben: Tempo 80 im Niemandsland habe ich phasenweise nicht mehr eingehalten. Auf dem Weg Richtung Lakselv gab es dann Strassenarbeiten, so dass ich auch mal im Stehen fuhr – Bewegung tut ja bekanntlich gut. Und wärmt.

 

Da oben wollte ich nicht unbedingt wild campen, da es doch recht frisch und vor allem sehr windig war. Also fuhr ich immer weiter und weiter und weiter.

Ich weiss nicht, nach wie vielen Tageskilometern, Windböen und Regentropfen (klar, dass es auch mal wieder regnen musste) ich in dem kleinen Dörfchen (es gab zumindest ein Ortsschild) Borselv (gut 270km unterhalb vom Nordkapp) ankam. Jedenfalls konnte ich dort eine Hütte, normalerweise für 4 Personen, anmieten. Das beste daran: die Hütte war mit einem Kamin ausgestattet. Sensationell.

 

Demnach waren die nächsten Schritte klar:

  1. Kamin anmachen
  2. Motorrad entladen
  3. Duschen
  4. Essen und Wärme geniessen!!!

Ach, war das angenehm. Zudem schien dann am späteren Abend auch mal wieder die Sonne, welche nicht mal unterging. Klasse.

Highlight des Abends war dann noch, dass der Hausherr mir ein kleines Stück selbstgefangenen und selbstgeräucherten Lachs zur Verkostung brachte – lecker.

Ich musste dann noch mächtig lüften, sonst wäre an schlafen in der Hütte wegen der Wärme nicht zu denken gewesen J

 

27-06-12 Fahrt zum Nordkapp

In den frühen Morgenstunden informierte ich mich bei der Hütten-Chefin über die Wettervorhersage für das Nordkapp – ich wollte nur die gut 500km (Hin- und Rückfahrt) in Angriff nehmen, wenn das Wetter passt.

Online sah die Vorhersage gut aus – Sonnenschein bei 5 Grad. Wow!

 

Ich fragte noch, ob ich von dem geräucherten Lachs ein Stück erwerben könne – das sollte meine Mahlzeit am Nordkapp werden. Für recht kleines Geld bekam ich meinen Mittagsschmaus.

Wer freundlich fragt, gewinnt!

 

Also, das übliche Prozedere von bezahlen, packen und anziehen stand an. Ich startete ohne Regenkleidung, denn es sah ganz gut aus. Los ging es nach Lakselv, von wo aus die E6 und die E69 zum Nordkapp führen.

Gerade als ich Lakselv passiere, beginnt es mal wieder zu regnen – also, Regenkleidung drüber, weiter geht’s. Dann folgen gut 250km im Regen und heftigster Wind. Erst kurz vor Honningsvag stoppte der Regen – der wind blieb aber ein ständiger Begleiter. Eine Freude war jeder Tunnel.

Über die Kosten für den letzten Tunnel und dem Zugang zum Nordkapp will ich mich gar nicht aufregen – man weiss es ja, wenn man dort hinfährt. Inzwischen soll der letzte Tunnel allerdings bezahlt und damit kostenfrei befahrbar sein.

Direkt am Nordkapp traf ich einen GS- und einen GS Adventure Fahrer (beide hatte ihre Gruppe verlassen – die anderen Teilnehmer der Tour brachen diese bereits in Lappland aufgrund der schlechten Wetterbedingungen ab) – wir diskutierten kurz über das Wetter und verglichen unsere Thermometer-Anzeigen (irgendwie ist der Name „Thermo“ ja auch nicht ganz passend, versteht man doch unter „thermos“ => warm – merkwürdig).

Die GS zeigte 5 Grad, die GS Adventure 3 Grad an. Komisch, dass meine Super Ténéré 8 Grad (liegt das daran, dass die Ténéré-Sandwüste in der Sahara liegt?). Jedenfalls einigten wir uns darauf, dass es KALT war!!!

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So, jetzt bin ich also am Nordkapp – nach genau einer Woche. Es ist der 27-06-12, ca. 13:00 Uhr.

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Nach der notwendigen Fotosession setzte ich mich in das Nordkapp-Haus auf eine Treppe neben einen Troll und genoss den mitgebrachten Lachs. Schmatz, schmatz!

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Danach hatte sich die Touristenanzahl merklich reduziert, so dass ich nochmals an die Kugel ging und ein weiteres Foto machte.

 

Angefröstelt wie ich war, wollte ich ganz gerne mit den Hurtigruten von Honnigsvåg nach Hammerfest fahren. Zu dumm, dass die Fähre an diesem Tag aber keine Fahrzeug mitnahm, weil es wohl ein älteres Schiff war, welches dafür nicht ausgelegt war. Hm, also machte ich mich noch auf den Weg nach Hammerfest, denn in diesem absoluten Touri-Gebiet wollte ich eh nicht übernachten.

Die Fahrt nach Hammerfest verlief ähnlich wie die gut 250km raus zum Kap. Regen und Wind bestimmten das Geschehen.

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Nach weiteren gut 200 Regen-km kam ich in der weltbekannten Stadt Hammerfest an. Ich hab mich recht schnell gefragt, warum ich nur dorthin gefahren bin. Ähnlich wie Kirkenes braucht das keiner … Nach einer kurzen Suche fand ich den örtlichen Campingplatz. Die Hütten waren vergeben L, also musste ich das Zelt im Wind und Dauerregen aufbauen. Ganz toll.

Immerhin war die Lage des einzigen Campingplatzes toll und es gab in Containern eine Küche. Zum Essen konnte ich mich immerhin ins Warme setzen. Dabei lernte ich Joachim (hat seinen Job in Deutschland gekündigt, um diese Tour fahren zu können) kennen, einen Deutschen, der mit dem Fahrrad von Fürth ans Nordkapp gefahren ist. Unglaublich, welche Leistung die Radfahrer – und davon gibt es recht viele – mit 50 – 100 Tageskilometer (zumindest bei Joachim) erbringen.

 

28-06-12

Die Nacht bei 3 Grad im Zelt und natürlich Regen war nicht gerade prickelnd. Bereits mit Regenkleidung krabbelte ich aus dem Zelt, baute es ab und machte mich auf den Weg Richtung Süden J

Tromsø war mein Ziel – gut 450km entfernt.

 

Vor Alta gibt es eine „kleine“ Anhöhe von ca. 370m … dort pfiff der Wind soooo heftig, dass er mir das Visier öffnete.

Ich fuhr vielleicht 50km/h und musste mich in Linkskurven nach rechts legen, um nicht umzufallen. Die Bedingungen waren wirklich extrem. Ausserdem kam der Regen nur noch quer an mir vorbei … bis, ja bis ich so etwas weisses am Visier sah. Das konnte doch nicht wahr sein –  es schneite. Hallo, muss das sein??????

 

Am Lyngen-Fjord besserte sich das Wetter und es gab blaue Stellen am Himmel. Toll, wie man sich darüber freuen kann. Mit Hilfe von 2 Fährfahrten kam ich gegen Abend in Tromsø auf dem Campingplatz an. Supertoll und etwas abgelegen am Fluss Tromsdalselva gelegen, konnte man sich dort am Abend mit einer Pizza und einem Bierchen versorgen. Müde fiel ich nach einem Schlummertrunk am Fluss (meinem Dreibein sei Dank) in meinem Schlafsack in tiefste Träume (vermutlich ging es dabei um Sonne und Wärme). Die Nacht wurde frisch, aber regenfrei.

 

29-06-12

Am nächsten Morgen herrschte strahlender Sonnenschein und ich dachte mir, ich gehe den Tag ganz entspannt an, suche mir ein anderes schönes Plätzchen und bleibe in Tromsø. Zuvor wollte ich mir in einem Intersport noch einen kleinen Vorrat an Trekking-Food kaufen.

 

Vor einem Intersport lernte ich Truls kennen – einen Norweger, der eine Africa Twin fährt, und, wie sich später herausstellte, perfekt deutsch spricht. Truls arbeitet in einem Intersport ganz in der Nähe der Fussgängerzone und bot mir an, dass ich dort im Laden erstens Trekkingfood kaufen und meine Sachen lassen könne, um mir einen schönen Tag in Tromsø zu machen! Ich nahm das Angebot gerne an und war nach über einer Woche das erste Mal wieder in „ziviler Kleidung“ unterwegs J

 

Zu Fuss erkundete ich in Jeans und T-Shirt Tromsø – eine schöne Stadt bei schönem Wetter. Viele Menschen waren auf dem Marktplatz, auf dem es Krabben und Fisch neben Norweger-Pullis zu kaufen gab. Ich genoss die Sonne, die Aussichten und das gute Essen. In der Bibliothek aktualisierte ich noch kurz meinen Reiseblog, bevor ich um 18:00 Uhr wieder bei Truls im Intersport war.

 

Truls hatte Feierabend und wollte mit mir noch eine Abendrunde mit Ausblick auf Gletscher drehen. „Meine Frau ist in den Ferien, ich habe sowieso nichts zu tun“ – so seine Erklärung. Genial. Und ab ging es die Fjorde entlang, die Sonne schien ständig und es war unbeschreiblich schön. Über eine Schotterpiste ging es dann noch in ein fast verlassenes Dorf mit einem tollen Ausblick auf Sonne und Meer.

 

Gegen 21:30 Uhr trennten wir uns – Truls fuhr wieder nach Tromsø, ich hingegen Richtung Fähre, mit welcher ich am nächsten Morgen nach Senja übersetzen wollte.

Truls beschrieb mir bestens eine Stelle, an der ich die Nacht verbringen sollte – Sommarøy, einer der schönsten Plätze auf dieser Tour. Dort gegen 23:30 Uhr angekommen, nur 5 Minuten von der Fähre entfernt, hatte ich den Eindruck, es sei 20:00 Uhr, Zeit für’s Abendessen. Von der fortgeschrittenen Uhrzeit war ich sehr überrascht und baute kurzer Hand mein Zelt auf. Strahlender Sonnenschein, es war warm, ein einsamer Platz direkt am Meer … die Sonne war auf bestem Wege, gleich hinter der kleinen, vorgelagerten Insel zu verschwinden. Gegen 01:00 Uhr verschwand ich so langsam im Zelt … bis dahin war die Sonne nie hinter der Insel verschwunden, jedoch schon wieder am Steigen – das war unglaublich genial.

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Schönster Übernachtungsplatz während der gesamten Tour

Gegen 03:00 Uhr wurde ich kurz wach, öffnete das Zelt und spürte die Wärme der Sonne – Wahnsinn, sie war immer noch da und schon wieder weiter gestiegen. Mit einem Lächeln verschwand ich wieder in Zelt und Schlafsack.

 

30-06-12

Gegen 07:00 Uhr wurde ich wach – Regen plätscherte gegen das Zelt. Das musste doch jetzt wirklich nicht sein, nach sooooo einem schönen Abend.

Also, zusammenpacken bei immerhin nur leichtem Regen und angenehmen Temperaturen, vorher noch einen Tee und etwas Süsses (ohne geht’s nicht) und ab zur Fähre.

Von der einen zu nächsten Fähre fuhr ich an Fjorden entlang und genoss die Landschaft, bis ich an einem noch gefroren See vorbei kam – brrrrrr, war das kalt.

Ich gönnte mir zum ersten Mal auf der Tour eine wirkliche Mittagspause und begann meinen Urlaub immer mehr.

 

Danach ging es zur nächsten Fähre, welche mich nach Andenes auf der Vesteralen bringen sollte. Gegen 15:10 Uhr traf ich an der Fährstation „am Ende der Welt“ ein – die Fähre hatte gerade um 15:00 Uhr den Hafen verlassen. So ein Mist, denn die nächste Fähre fuhr erst um 19:00 Uhr. Es hiess also: warten, warten, warten.

Und dann kam der Regen – mal wieder. Natürlich gab es keine Möglichkeit, sich irgendwo unterzustellen, kein Bistro oder ähnliches – nur ein kleines Vordach einer kleinen Halle. Also, Tablet raus und einen Film geschaut.

Das ging so lange gut, bis Peter aus seinem Transporter mit einer Tasse Kaffee (und ich trinke doch gar keinen Kaffee!!!) kam. Seine Frau Angelika gesellte sich zu uns und wir tauschten Reiseerfahrungen aus. Während der Überfahrt nach Andenes lud ich noch mein Tracking-Handy (dieses hatte ich den ganzen Tag über beim Fahren angeschaltet. Es sendete alle 15 Minuten eine SMS mit meinen Koordinaten und weiteren Daten an eine Plattform, zu welcher mein Bruder Zugang hatte – bei einem Aufenthalt von mehr als 2-3 Stunden an einem Ort – so war es vereinbart, würde ich vermutlich ein Problem haben. Entsprechende Massnahmen sollten dann eingeleitet werden – glücklicherweise trat dieser Fall nie ein) am Laptop von Peter.

 

In Andenes (auf den Versteralen) legte die Fähre am Abend gegen 21:00 Uhr an. Es war Samstag Abend in Norwegen!!! Und das soll etwas heissen.

Am Samstag kann man in Norwegen nach 20:00 Uhr keinen Alkohol kaufen – sonntags auch nicht!!!!!!

Dabei hatte ich mich so sehr auf ein abschliessendes Bierchen gefreut. Also begab ich mich auf die Suche nach einem netten Platz für die Nacht und traf dabei auf 2 Biker aus Gotha. Wir suchten und fanden dann gemeinsam einen netten Platz direkt am Meer und irgendwo tief in den Koffern fand sich auch noch ein Schlummertrunk.

 

01-07-12

Am Morgen haben sich unsere Wege dann wieder getrennt, wobei es noch eine kleine Anekdote zu berichten gibt.

Einer der beiden fuhr in Gotha mit einem Reifen los, der bereits 3.000km hinter sich hatte. Inzwischen war der so blank wie ein Baby-Popo (also, die Schweizer Polizei hätte das Fahrzeug SOFORT stillgelegt) – ein wenig unkoordiniert (um nicht zu sagen „blauäugig“) war die Sache ja schon.

Mein Weg führte mich ganz entspannt Richtung Melbu (Fährüberfahrt auf die Lofoten). Auf dem Weg dorthin kam ich in Stokmarkenes vorbei. Dort fand ich bei mässigem Wetter das Hurtigruten-Museum. Ein bisschen Kultur und Geschichte schaden ja nichts, also, parken und rein! Es war schon sehr interessant, was es dort alles zu sehen gab.

 

Im Museum traf ich ein deutsches Paar, welches mit einem umgebauten Fiat Ducato unterwegs war. Die beiden fuhren und übernachteten im Ducato, hatten im „Kofferraum“ auch noch eine 990er KTM Adventure, die sie aber bisher noch nicht rausholten, weil die Wetterbedingungen dazu noch nicht einluden!!! Wow.

Ich entschied mich nach dem Museumsbesuch dazu, wieder kurzfristig Richtung Norden zu fahren, um eine geeignete Stelle für die nächste Nacht zu suchen. Dann wollte ich am Whale watching teilnehmen und tagsdrauf Richtung Lofoten fahren. Dazu nahm ich Stø ins Visier. Der Campingplatz direkt am Meer war überhaupt nicht nach meinem Geschmack, so dass ich wieder ein kleines Stück zurückfuhr, um in Klo (ich kann ja auch nichts für den Namen) nach einem schöneren Platz für die Nacht zu suchen. Alles Nachfolgende war einfach nur SENSATIONELL und liest sich vermutlich wie aus dem Märchen.

Ich traf gegen Abend im nahegelegenen Klo (der Ort heisst wirklich so!!!) ein. Gemäss Karte sollte dieser kleine, direkt am Meer liegende Ort eine Sackgasse bilden. Und genau dort landete ich auch. Ich fuhr ein paar hundert Meter zurück und folgte dem Navi in eine Strasse, die direkt am Meer enden sollte. Dem war auch so und ich konnte mein Motorrad direkt am Strand abstellen.

Linker Hand befand sich ein Friedhof (ein schöner Platz für die letzte Ruhestätte), davor ca. 5m Wiese, dann folgte der Strand und das Meer. Rechter Hand stand ein kleines Haus. Das war’s!!!

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Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich hier übernachten darf (aufgrund der Nähe zu diesem Haus), also schaute ich mir das Haus etwas näher an. Auf einem Schild stand in norwegisch geschrieben, das man als Gast die sanitären Einrichtungen sowie die Inneneinrichtung (Küche, Stühle, Kamin) nutzen darf – man solle das Haus in ordnungsgemässem Zustand wieder verlassen. Übernachten im Haus war nicht gestattet.

Naja, mir kam das ganze etwas komisch vor und ich begann damit, mein Zelt auf der Wiese zwischen Strand und Friedhof aufzubauen. Es dauerte nicht lange und ein Auto hielt auf dem kleinen Parkplatz. Ein Mann stieg aus und kam auf mich zu. Vorsichtig fragte ich, ob es erlaubt sei, dass ich an dieser Stelle übernachte. Arne, so heisst der Mann, meinte, es sei überhaupt kein Problem und ich könne auch die Toilette des benachbarten Hauses nutzen. Merkwürdig.

Wir kamen immer besser ins Gespräch und bei der Frage, woher ich sei, begann das Gespräch doch immer interessanter zu werden. Es sei doch eine Schande, so Arne, dass Deutschland nicht im Finale sei! Hoppla, von was spricht er da? Ahhhhhhh, die Fussball-EM war ja noch nicht zu Ende und heute war der Tag des Endspiels. Daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Arne fragte mich, ob ich im dahinterliegenden Haus das Endspiel schauen möchte. Naja, knapp 2 Stunden einfach mal im Warmen sitzen? Warum nicht – ganz uninteressant war das Spiel ja auch nicht. Also machte Arne sich auf den Weg nach Hause, um den Schlüssel für das ansonsten zu vermietende Ferienhaus zu holen. Nach ca. 30 Minuten (das Dorf hat nur höchstens 75 Einwohner) kam Arne mit dem Schlüssel und einer Tasche zurück. Währenddessen hatte ich mein Zelt aufgebaut und bettfertig präpariert.

 

Das kleine Ferienhaus war bestens ausgestattet – HD-TV (norwegisch) war dann noch die Krönung. Arne packte eine Kanne Kaffee („meine Frau meinte, dir sei doch sicherlich kalt“ => und ich trinke immer noch keinen Kaffee!!!) aus, dann noch ein paar Nüsse. Schliesslich meinte er: „Zum Fussball trinken wir in Norwegen Bier“ und es gab einen Six-Pack!!! In welchem Film bin ich hier eigentlich??????

Noch nicht genug der Verwunderung, überreichte Arne mir ein Geschenk – etwas Eiskaltes in einer Tüte – ein Lachsfilet! Oh man, das konnte ich doch alles gar nicht annehmen und glauben. Mein erster Gedanke war: soll ich das jetzt lutschen?

Okay, der Lachs war für den nächsten Tag gedacht – Arne wollte, dass ich noch eine Nacht bleibe, solange es meine Pläne (ich hatte keine) zulassen.

Gut, wir schauten das Endspiel (Arne’s Frau wohl froh, dass sie KEIN Fussball schauen musste), tranken Bier und assen die Nüssen. Dann verabschiedete sich Arne bis zum nächsten Abend.

 

Ich konnte mein Glück kaum fassen und verschwand glücklich und zufrieden im Zelt.

Und dann kam während der Nacht wieder mal der Regen!!!

 

02-07-12

Gegen 8:00 Uhr hörte ich neben dem inzwischen schon zum Standardgeräusch gehörenden Regenprasseln noch Kindergeschrei am Strand. Eine betreute Jugendgruppe verbrachte einen Ferientag am Strand und nutzte das Haus zum Aufwärmen und Mittagessen.

Da es durchweg regnete, entschied ich mich, an diesem Tag einen „ich-fahr-heute-mal-nicht-im-Regen“-Tag einzulegen. Also zog ich mich ebenfalls in diese soziale Einrichtung zurück und schrieb an meinem Reisetagebuch bzw. nahm mir ein Buch zur Hand.

Für die Kids war ich „the man with the big bike“ und später musste ich auch noch ein norwegisches Kartenspiel mit ihnen spielen. Ausserdem wurde ich zur Mittagszeit auch noch bestens versorgt – klasse.

Als die Gruppe das Haus gegen 14:30 Uhr (endlich) verliess, kam Ruhe ins Haus. Ich heizte dem Kamin mächtig ein und genoss den Blick auf das Meer. Whale watching fiel für mich ins Wasser.

Gegen Abend kam Arne erneut vorbei, fragte, ob ich Hunger hätte. Kurz drauf machte sich Arne dran, den Lachs zuzubereiten. Da aus seiner Sicht Creme fraiche auf den Lachs gehört, fuhr er kurzerhand nach Hause, um dies zu holen. Mit einem Sixpack und noch ein paar gekochten Kartoffeln kam er zurück – würzte und präparierte den Fisch, grillte und servierte ihn mir dann. Ich durfte nichts tun – gar nichts.

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Immerhin speisten wir dann gemeinsam. Bevor Arne dann nach Hause musste, bot er mir  noch an, die Nacht im Haus zu übernachten: „Es wird noch heftig regnen in der kommenden Nacht“. Das aussergewöhnliche Angebot nahm ich gerne an.

Im Laufe des Abends baute ich mein Zelt im Regen ab und legte es im Haus aus – es sollte während der Nacht im Haus trocknen.

 

03-07-12

In den frühen Morgenstunden packte ich mein getrocknetes Zelt zusammen und machte mich, natürlich bei Regen, auf dem Landweg Richtung Lofoten.

Mein Aufenthalt auf den Lofoten ist kurz und bündig beschrieben.

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Die Lofoten sind wunderschön (wie ganz Norwegen), wenn es nicht regnet. Durch die Kälte machte ich mich recht direkt auf den Weg nach Moskenes (Fähre nach Bodo => Festland) und den Ort „Å“. Naja, ich war mal da.

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Mir war einfach nur kalt und inzwischen hatte ich einfach keine Lust mehr auf Regen und kalt.

 

An einem Campingplatz gönnte ich mir ein warmes Mittagsbüffet mit sämtlichen lokalen Fisch- und Fleischsorten (ich war wirklich kurz vorm Platzen), bevor ich mich auf dem Weg zur Fähre nach Bodo machte. Die Überfahrt dauerte gut 4 Std.

Gegen Abend kam ich in Bodo an. Vorort machte ich mich auf den Weg nach Saltstraumen. Direkt bei diesem Gezeitenstrom fand ich einen Campingplatz, wo ich mein Zelt zwischen den Hütten aufbauen konnte.

Das Wetter war schön, die Sonne schien, aber es war frisch.

Ich lernte dort Helena und Lars aus Schweden kennen. Die beiden waren in einem Tipi-Zelt für 8 Personen unterwegs (die beiden wollten halt gerne viel Platz haben) und fahren einmal jährlich an diesen schönen Platz. Auf dem Camping wurde mir Fisch von Anglern angeboten, die zu viel Fisch gefangen hatten.

Lars und Helena luden mich spontan zum selbstgefangenen Fisch (wir musste also nicht verhungern) ein. Ich brachte noch die Getränke mit und wir hatten einen netten, lustigen Abend.

Gegen 23:30 Uhr machten wir uns auf dem Weg zu dem Naturschauspiel – wunderbar war es.

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Bevor wir uns in die Zelte und Schlafsäcke zurückzogen, übergab Helena mir noch 2 Decken: „Es wird kalt heute Nacht“! Nicht, das mir das neu war … aber ich muss schon zugeben: es wurde sehr kalt und ich konnte die Decken bestens gebrauchen!

 

Weiter geht’s im 2. Teil …

2012 Skandinavien
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Vorgeschichte

 

Beim 20-jährigen Abiturtreffen in meiner Heimat Limburg entstand aus einer Laune heraus die Idee, Natalie, eine ehemalige Mitabiturientin (die in Südschweden lebt und den weiten Weg nur für das Abitreffen auf sich nahm) zu besuchen.

Da André (Mitabiturient und Freund) sich zufälligerweise sehr häufig in Finnland aufhält, dachten wir beide kurzerhand darüber nach, mit dem Motorrad über Dänemark und Schweden (Besuch Natalie) nach Norwegen zum Nordkapp zu fahren, um anschliessend die Tour in Tampere und André‘s zweitem zu Hause abzuschliessen.

Urlaubstechnisch war es für mich kein Problem, 6 Wochen für eine solche Tour frei zu bekommen. Somit nahmen die Planungen ihren Lauf.

Es folgten über den Winter 2011 etliche Abende vor dem Laptop, um Reise- und Länderberichte zu finden und zu lesen, gefolgt von diversen Skype-Calls mit André über Ausstattung und Routenplanungen – bis André mir dann im Frühjahr 2012 eröffnete, dass er aufgrund von privaten Gründen an der Tour nicht teilnehmen kann. So ein Mist. Ich hatte mich sehr auf die gemeinsame Tour gefreut.

 

Was tun? Für mich recht schnell klar: ich plane und fahre alleine!

 

Die Routenplanung, welche anfangs im Uhrzeigersinn verlief und in Tampere endete, änderte ich, da André zu meiner Reisezeit nicht in Tampere war. Somit ergab sich folgende Routenplanung:

  • Lörrach – Hamburg (Nachtzug)
  • dann von Hamburg nach Fehmarn und mit der Fähre rüber nach Dänemark
  • anschliessend über Kopenhagen nach Malmö (Schweden), um Natalie in der Nähe von Ljungby zu besuchen
  • Weiterfahrt nach Stockholm – Fähre nach Turku (Finnland)
  • dann sollte es über Kuopio nach Kuusamo und Kemijärvi nach Rovaniemi gehen
  • weiter hoch an den Inari-See mit Richtung nach Kirkenes (Norwegen)
  • von dort westlich Richtung Nordkapp (nur bei gutem Wetter)
  • weiter über Hammerfest die westliche Küste über die Versteralen und Lofoten wieder auf’s Festland (Bodo) und südlich weiter Richtung Bergen und Stavanger (Ziel: Preikestolen)
  • über Dänemark sollte es durch die alte Heimat wieder in die neue Heimat gehen
  • Zeitplanung 5-6 Wochen => es sollte ja immerhin URLAUB sein

 

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!!! Ein Plan ist durchaus etwas Schönes – Plan B und Spontaneität helfen aber auch weiter. Mehr dazu später.

 

Die Vorbereitungen liefen vor allem nach Ostern auf Hochtouren.

Diverse Ausrüstungsgegenstände musste ich mir noch besorgen (Zelt, Isomatte, Schlafsack … und und und) – je tiefer ich in den Planungen steckte, umso mehr befand ich mich bereits gedanklich im Urlaub. Vorfreude ist auch eine schöne Freude.

Kai und Iris versorgten mich mit diversen Ausrüstungsgegenständen und Waschutensilien (danke!), so dass meine Essenszubereitung und Hygiene sichergestellt war.

Ich buchte bei der Deutschen Bahn eine Fahrt mit dem Nachtzug von Lörrach nach Hamburg, um mir die 800km auf der deutschen Autobahn zu ersparen. Für 139€ konnte ich ein Ticket erwerben. Ein guter Preis.

 

20-06-12 Los geht’s

 

Am 20-06-12 ging es vollbeladen zu Hause los. In Kirchberg streifte ich mir dann doch spontan meine Regenkleidung über – 20 Minuten Dauerregen veranlassten mich dazu. Bis kurz vor der Grenze war ich dann sogar wieder trocken. Wunderbar – ich wollte doch nicht nass in den Zug einsteigen. Und es kam anders.

Mit dem Grenzübertritt kam der Regen zurück. Grrrrr. Schön war das nicht, aber auch nicht zu ändern. Also versorgte ich mich noch in einem Supermarkt mit diversen Kleinigkeiten, bevor ich mir dann noch einen Döner (Abendessen) gönnte. Dann ging es zum Zug, der bereits beladen wurde.

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Mit der Super Ténéré durfte ich dann gegen 20:00 Uhr den Zug befahren. Ein spannendes Unterfangen, da nur 1.56cm Höhe zum Befahren zur Verfügung stand. Es galt: Kopfeinziehen und langsam fahren – das Motorrad habe wurde mit Unterstützung der Bahnmitarbeiter verzurrt und festgemacht. Das war alles gut organisiert.

 

Mit einem Minimum an Gepäck ging es dann ins Abteil – dort wartete ein älteres Ehepaar aus der Schweiz. Tja, die Schweiz liess mich scheinbar nicht los.

 

Der Abend und die Nacht im Zug verliefen recht angenehm und ruhig. Ich konnte einigermassen gut schlafen.

 

21-06-12 Hamburg

9:00 Uhr am nächsten Morgen:

Strahlender Sonnenschein, wunderbar!

 

Das Entladen verlief fast problemlos – wenn da nicht … naja, ich wäre doch fast alleine nach Frankfurt gefahren!!!

Den Autozug mussten die Reisenden verlassen und die ersten Fahrzeuge gingen bereits „von Bord“. Und ich brauchte eine Toilette. Mit all meinem Gepäck und der Motorradkleidung war nicht daran zu denken, im Bahnhofsgelände eine Toilette zu suchen. Da seh ich auf dem Bahnsteig gegenüber einen Zug stehen (Abfahrtszeit 10:30 Uhr) … also, nix wie rein!!! Spätestens, als dann eine Kontrolleurin an der Tür klopfte, musste ich mich wohl beeilen … nix wie raus aus dem Zug – puhhh, eine Minute später fuhr er tatsächlich ab.

Beim Entladen fährt man in Altona direkt über den „abgesperrten“ Bahnsteig mit dem Fahrzeug – lustig. Es folgte eine kleine Stadtrundfahrt durch Hamburg, bevor ich mich auf den Weg Richtung Fehmarn begab. Das Wetter war super, die Laune stieg – spätestens bei der Überfahrt nach Dänemark setzte sich immer mehr Urlaubsfreude durch.

Auf der Fähre deckte ich mich dann ein wenig mit Flüssignahrung ein (Duty-free sei Dank!). In Puttgarden angekommen, setzte ich meine Fahrt Richtung Kopenhagen, Malmö und Ljungby fort. Die Brückenüberfahrt nach Malmö kostete stolze 23€ – da weiss man, wo der Hammer hängt!!!

Von Malmö nach Ljungby konnte ich einen Eindruck von der schönen schwedischen Natur bekommen. Die Sonne schien, der Wind fegte leicht über der Gras – schön.

Ab Puttgarden stieg das Zumo 660 (Navi) aus und zeigte mir keinerlei Strassen mehr an (trotz mehrfachem Neustart – merkwürdig und doof). Bis Ljungby war das auch kein Problem, doch wie finde ich Natalie samt ihrer Familie?

Online hab ich mir nochmals schnell Natalie’s  Anfahrtsbeschreibung angeschaut und dann bin ich einfach drauflosgefahren. Nach nicht allzu langer Zeit habe ich das Haus in Kanna auch gefunden und verbrachte dort die Midsommar-Party. Es waren tolle 2 Tage (21-06/22-06) und ich durfte einige nette Menschen kennenlernen. Zudem war ich noch in einem Elch-Park – ich wollte mir die Elche vorab anschauen, bevor sie evtl. auf der Strasse vor mir auftauchen.

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Sieh mir in die Auge … Kleiner …

WOW, wie monströs Elche sind. Unglaublich. Ich hoffte, niemals einen solchen Brocken beim Fahren vor mir auftauchen zu sehen.

 

23-06-12

Schliesslich verliess ich Kanna bei wolkigem Wetter Richtung Stockholm. Dazu fuhr ich über Jönköpping mit dem eigentlichen Ziel Husqvarna. Ich wollte das dortige Museum besichtigen, welches jedoch wegen Midsommar geschlossen war. Schade.

An Gränna vorbei ging es über ein paar sehr kleine Wege und Pfade dann irgendwann Richtung Autobahn und Stockholm.

 

Dort angekommen fuhr ich als erstes zur Fähre, um zu prüfen, ob ich am Abend noch mitkomme. Alles kein Problem, mit dem Motorrad geht eigentlich immer etwas. Ticket gekauft, kurze Stadtrundfahrt mit besten Aussichten auf Stadt und Menschen (Stockholm ist wirklich wunderschön) und dann ab auf die Fähre. Dort bezog ich eine Kabine mit 3 anderen Reisenden.

Auf der Fähre wurde im Duty-free eingekauft, als gäbe es die nächsten 1000km keine Geschäfte – unglaublich. Zu blöd, dass man auf dem Motorrad nicht unbegrenzt Stauraum hat. Also gab es nur noch ein paar Kleinigkeiten, die mir die Abende versüssen sollten J

 

24-06-12 Finnland – Tag 1

Um 6:30 Uhr kam ich sonntags nach einer miserablen Nacht in der 4er Kabine (meinte doch der Chinese tatsächlich, nachts um 3:00 Uhr seine Sachen (alles getrennt in lauten Plastiktüten) sortieren zu müssen) in Turku bei Regen und 8 Grad an.

Okay, Snickers gegessen, Regenkleidung drüber gezogen, mal ein paar Kilometer fahren – das hört dann schon auch mal wieder auf. Tja, das waren meine Gedanken.

Aber es hörte nicht auf zu regnen. Ich fuhr also in finnischem Tempo (überall Radar-Geräte) durch den Regen Richtung Kuopio. Ganz toll. Nach 3 Stunden gab es dann mal einen Tankstop mit einer kleinen Frühstückspause. Und da bemerkte ich, dass ich mein Besteck zu Hause vergessen hatte. So ein Mist!

Na gut, ich trank eine heisse Schokolade (dazu gab es einen kleinen Löffel) und machte dem Tankstellen-Chef mit Händen und Füssen klar, dass dieser Löffel erst wieder in seinen Besitz kommt, wenn ich zurück komme 😉

Vollgetankt, leicht angewärmt (bei inzwischen immerhin 11 Grad) und mit einem kleinen Löffel bewaffnet, ging es also weiter Richtung Kuopio. Es ging unendlich viele Kilometer durch den Regen immer nur geradeaus. Meine Reifen taten mir leid. In Kuopio nach über 500km angekommen, regnete es und ich fragte mich: was jetzt? Dort zu bleiben schien mir keine Lösung, also hab ich kurz geprüft, wo denn in diesem Land mal kein Regen fällt. Besonders viele Stellen gab es da beim Wetterradar leider nicht. In Oulo, weitere gut 300km entfernt, sollte es zumindest bis zum nächsten Tag nicht regnen. Nix wie hin. Während der Weiterfahrt im Regen gingen mir dann diverse Lieder durch den Kopf – angefangen von „and when the rain begins to fall“ über „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ bis zu „i’m singing in the rain“.

Nach gut 800km an diesem Tag hörte es tatsächlich auf zu regnen. Sensationell. Das war kurz vor Oulu. Leicht angetrocknet suchte ich mir dann noch einen Platz zum Übernachten. Die erste Nacht irgendwo im Freien (kein Zeltplatz) – ich wollte so oft wie möglich vom Jedermannsrecht Gebrauch machen. Etwas abgelegen an einem Feldrand hielt ich an einer geeigneten Stelle an, stoppte den Motor und zog den Helm ab. Das hätte ich besser nicht getan – Moskitos kamen von wo auch immer wie aus dem Nichts auf mich zu. Zum Glück hatte ich einen Moskito-Kopfschutz dabei, den ich aber erst einmal finden musste. Grrrrr.

 

Leicht angestochen stellte ich dann mein Zelt auf und bereitete mir das Abendessen bei leichtem Sonnenschein (man glaubt es kaum) zu. Nach einem abschliessenden Bierchen zog ich mich müde ins Zelt zurück.

 

25-06-12 Finnland – Tag 2

In den frühen Morgenstunden wurde ich vom Regen (bei 6 Grad geweckt), der auf das Zelt prasselte. Na klasse, schon wieder Regen. Also, Regenklamotten noch im Zelt angezogen, Zelt im Regen abgebaut, Snickers gegessen und ab ging es immer geradeaus Richtung Rovaniemi (willkommen in Lappland). Der Regen liess nicht wirklich nach, die Temperaturen waren beständig um die 11 Grad.

 

In Rovaniemi angekommen, kaufte ich mir ein warmes Halstuch und eine Mütze. Danach ging es zur Santa Claus Village (das braucht kein Mensch – schön war dort nur, dass ich mich für 16€ aufwärmen konnte) an den Polarkreis (ja, so weit nördlich war ich bereits). Von dort aus machte ich mich auf den direkten Weg Richtung Norden.

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Nördlich von Sodankylä suchte ich mir eine Hütte mit der Möglichkeit, eine Sauna nutzen zu können. Mir war klar, dass ich bereits am nächsten Tag dieses kalte und verregnete Finnland verlassen werde. Dies wollte ich nicht tun, ohne wenigstens einmal in einer finnischen Sauna geschwitzt zu haben.

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Die von mir angemietete Hütte – Achtung, ich befand mich in Lappland – musste ich erst einmal Moskito-frei bekommen => keine Ahnung, wie viele Moskitos kurz darauf ihren Tod in dieser Hütte fanden (sorry).

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Der direkt an einem ruhigen See gelegene Hüttenplatz war sehr spartanisch eingerichtet. Aber, es gab ja immer hin eine Sauna, die Vesa (Camp-Verantwortlicher) dann auch einheizte. Er informierte mich kurz, dass die Sauna bereit ist und fragte, ob es für mich „okay“ sei, wenn er mit in die Sauna komme.

Aus der von mir erwarteten und gewünschten Ruhe in der Sauna wurde demnach nichts – Vesa erzählte mir seine Lebensgeschichte und einiges über die Kultur der Lappen – durchaus interessant. Als Vesa dann fragte, ob es mich stört, wenn er singt, war ich schon etwas überrascht!

Da ich ihn nicht verstand, sang er dann auch noch auf englisch – wie zuvorkommend (Ruhe ade). Letztendlich war es eine ganz tolle Begegnung mit Vesa, denn er war „nebenberuflich“ Prediger und betete gesanglich für mich. Meine Tour solle unfallfrei verlaufen und mir Erfüllung bringen!!! Ein sehr eindrücklicher Moment während meiner Tour.

Nach der Sauna ging es noch in den See, anschliessend in die Moskito-Hütte …

 

26-06-12 Finnland – Tag 3

 

Am nächsten Morgen konnte ich in aller Ruhe und Trockenheit (hurra, es regnete nicht) meine Sachen zusammenpacken und weiter Richtung Inari fahren.

Am wunderschönen Inari-See angekommen, aber noch vor der „Stadt“, machte ich eine Mittagspause und bereitete mir eine Trekking-Food Mahlzeit zu. Dazu noch einen Tee und die Welt war in Ordnung, zumal es immer noch nicht regnete.

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In Inari habe ich dann das Siida-Museum (Sami-Museum) besucht. Anschliessend ging es bei leichtem Regen über eine nette kurvige (!!!) Strasse weiter Richtung Norden und Norwegen. Wenn ich mich recht erinnere, dann gab es da oben auch ein Skigebiet, an dem ich über eine Schotterpiste vorbei kam.

 

Norwegen – Tag 1 (immernoch 26-06-12)

Norwegen, endlich – kurz nach dem Grenzübergang wartete der erste „Wasserfall“ bzw. rauschende Fluss … ein netter Empfang, zumal sich das Wetter auch von einer angenehmen Seite zeigte. Über eine gute Strasse fuhr ich nach Kirkenes – sorry, aber das braucht man nicht (diese Erfahrung sollte ich wenige Tage später nochmals machen).

 

Also, raus aus der Stadt. Jetzt machte ich mich auf den Weg zur russischen Grenze. Keine Ahnung, was ich mir davon versprach, aber zu sehen gab es so gut wie nichts. Gut 100m vor dem Grenzübergang musste man sein Fahrzeug parken und den restlichen Weg zu Fuss in Angriff nehmen. Das kam für mich nicht in Frage.

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Am östlichsten Punkt meiner Reise – es war erst ca. 16:00 Uhr – entschied ich mich, die E6 und 98 Richtung Lakselv zu fahren. Tolle Idee!!!

Die 98 schlängelt sich nordwestlich durch ein paar Fjorde, so dass das Fahren richtig Spass machte – auch wenn es immer kühler wurde. Landschaftlich ist es da oben einfach nur kahl. Keine Bäume weit und breit.

Als es über eine Anhöhe von 370m ging, wurde es verdammt kalt.

Ich muss zugeben: Tempo 80 im Niemandsland habe ich phasenweise nicht mehr eingehalten. Auf dem Weg Richtung Lakselv gab es dann Strassenarbeiten, so dass ich auch mal im Stehen fuhr – Bewegung tut ja bekanntlich gut. Und wärmt.

 

Da oben wollte ich nicht unbedingt wild campen, da es doch recht frisch und vor allem sehr windig war. Also fuhr ich immer weiter und weiter und weiter.

Ich weiss nicht, nach wie vielen Tageskilometern, Windböen und Regentropfen (klar, dass es auch mal wieder regnen musste) ich in dem kleinen Dörfchen (es gab zumindest ein Ortsschild) Borselv (gut 270km unterhalb vom Nordkapp) ankam. Jedenfalls konnte ich dort eine Hütte, normalerweise für 4 Personen, anmieten. Das beste daran: die Hütte war mit einem Kamin ausgestattet. Sensationell.

 

Demnach waren die nächsten Schritte klar:

  1. Kamin anmachen
  2. Motorrad entladen
  3. Duschen
  4. Essen und Wärme geniessen!!!

Ach, war das angenehm. Zudem schien dann am späteren Abend auch mal wieder die Sonne, welche nicht mal unterging. Klasse.

Highlight des Abends war dann noch, dass der Hausherr mir ein kleines Stück selbstgefangenen und selbstgeräucherten Lachs zur Verkostung brachte – lecker.

Ich musste dann noch mächtig lüften, sonst wäre an schlafen in der Hütte wegen der Wärme nicht zu denken gewesen J

 

27-06-12 Fahrt zum Nordkapp

In den frühen Morgenstunden informierte ich mich bei der Hütten-Chefin über die Wettervorhersage für das Nordkapp – ich wollte nur die gut 500km (Hin- und Rückfahrt) in Angriff nehmen, wenn das Wetter passt.

Online sah die Vorhersage gut aus – Sonnenschein bei 5 Grad. Wow!

 

Ich fragte noch, ob ich von dem geräucherten Lachs ein Stück erwerben könne – das sollte meine Mahlzeit am Nordkapp werden. Für recht kleines Geld bekam ich meinen Mittagsschmaus.

Wer freundlich fragt, gewinnt!

 

Also, das übliche Prozedere von bezahlen, packen und anziehen stand an. Ich startete ohne Regenkleidung, denn es sah ganz gut aus. Los ging es nach Lakselv, von wo aus die E6 und die E69 zum Nordkapp führen.

Gerade als ich Lakselv passiere, beginnt es mal wieder zu regnen – also, Regenkleidung drüber, weiter geht’s. Dann folgen gut 250km im Regen und heftigster Wind. Erst kurz vor Honningsvag stoppte der Regen – der wind blieb aber ein ständiger Begleiter. Eine Freude war jeder Tunnel.

Über die Kosten für den letzten Tunnel und dem Zugang zum Nordkapp will ich mich gar nicht aufregen – man weiss es ja, wenn man dort hinfährt. Inzwischen soll der letzte Tunnel allerdings bezahlt und damit kostenfrei befahrbar sein.

Direkt am Nordkapp traf ich einen GS- und einen GS Adventure Fahrer (beide hatte ihre Gruppe verlassen – die anderen Teilnehmer der Tour brachen diese bereits in Lappland aufgrund der schlechten Wetterbedingungen ab) – wir diskutierten kurz über das Wetter und verglichen unsere Thermometer-Anzeigen (irgendwie ist der Name „Thermo“ ja auch nicht ganz passend, versteht man doch unter „thermos“ => warm – merkwürdig).

Die GS zeigte 5 Grad, die GS Adventure 3 Grad an. Komisch, dass meine Super Ténéré 8 Grad (liegt das daran, dass die Ténéré-Sandwüste in der Sahara liegt?). Jedenfalls einigten wir uns darauf, dass es KALT war!!!

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So, jetzt bin ich also am Nordkapp – nach genau einer Woche. Es ist der 27-06-12, ca. 13:00 Uhr.

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Nach der notwendigen Fotosession setzte ich mich in das Nordkapp-Haus auf eine Treppe neben einen Troll und genoss den mitgebrachten Lachs. Schmatz, schmatz!

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Danach hatte sich die Touristenanzahl merklich reduziert, so dass ich nochmals an die Kugel ging und ein weiteres Foto machte.

 

Angefröstelt wie ich war, wollte ich ganz gerne mit den Hurtigruten von Honnigsvåg nach Hammerfest fahren. Zu dumm, dass die Fähre an diesem Tag aber keine Fahrzeug mitnahm, weil es wohl ein älteres Schiff war, welches dafür nicht ausgelegt war. Hm, also machte ich mich noch auf den Weg nach Hammerfest, denn in diesem absoluten Touri-Gebiet wollte ich eh nicht übernachten.

Die Fahrt nach Hammerfest verlief ähnlich wie die gut 250km raus zum Kap. Regen und Wind bestimmten das Geschehen.

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Nach weiteren gut 200 Regen-km kam ich in der weltbekannten Stadt Hammerfest an. Ich hab mich recht schnell gefragt, warum ich nur dorthin gefahren bin. Ähnlich wie Kirkenes braucht das keiner … Nach einer kurzen Suche fand ich den örtlichen Campingplatz. Die Hütten waren vergeben L, also musste ich das Zelt im Wind und Dauerregen aufbauen. Ganz toll.

Immerhin war die Lage des einzigen Campingplatzes toll und es gab in Containern eine Küche. Zum Essen konnte ich mich immerhin ins Warme setzen. Dabei lernte ich Joachim (hat seinen Job in Deutschland gekündigt, um diese Tour fahren zu können) kennen, einen Deutschen, der mit dem Fahrrad von Fürth ans Nordkapp gefahren ist. Unglaublich, welche Leistung die Radfahrer – und davon gibt es recht viele – mit 50 – 100 Tageskilometer (zumindest bei Joachim) erbringen.

 

28-06-12

Die Nacht bei 3 Grad im Zelt und natürlich Regen war nicht gerade prickelnd. Bereits mit Regenkleidung krabbelte ich aus dem Zelt, baute es ab und machte mich auf den Weg Richtung Süden J

Tromsø war mein Ziel – gut 450km entfernt.

 

Vor Alta gibt es eine „kleine“ Anhöhe von ca. 370m … dort pfiff der Wind soooo heftig, dass er mir das Visier öffnete.

Ich fuhr vielleicht 50km/h und musste mich in Linkskurven nach rechts legen, um nicht umzufallen. Die Bedingungen waren wirklich extrem. Ausserdem kam der Regen nur noch quer an mir vorbei … bis, ja bis ich so etwas weisses am Visier sah. Das konnte doch nicht wahr sein –  es schneite. Hallo, muss das sein??????

 

Am Lyngen-Fjord besserte sich das Wetter und es gab blaue Stellen am Himmel. Toll, wie man sich darüber freuen kann. Mit Hilfe von 2 Fährfahrten kam ich gegen Abend in Tromsø auf dem Campingplatz an. Supertoll und etwas abgelegen am Fluss Tromsdalselva gelegen, konnte man sich dort am Abend mit einer Pizza und einem Bierchen versorgen. Müde fiel ich nach einem Schlummertrunk am Fluss (meinem Dreibein sei Dank) in meinem Schlafsack in tiefste Träume (vermutlich ging es dabei um Sonne und Wärme). Die Nacht wurde frisch, aber regenfrei.

 

29-06-12

Am nächsten Morgen herrschte strahlender Sonnenschein und ich dachte mir, ich gehe den Tag ganz entspannt an, suche mir ein anderes schönes Plätzchen und bleibe in Tromsø. Zuvor wollte ich mir in einem Intersport noch einen kleinen Vorrat an Trekking-Food kaufen.

 

Vor einem Intersport lernte ich Truls kennen – einen Norweger, der eine Africa Twin fährt, und, wie sich später herausstellte, perfekt deutsch spricht. Truls arbeitet in einem Intersport ganz in der Nähe der Fussgängerzone und bot mir an, dass ich dort im Laden erstens Trekkingfood kaufen und meine Sachen lassen könne, um mir einen schönen Tag in Tromsø zu machen! Ich nahm das Angebot gerne an und war nach über einer Woche das erste Mal wieder in „ziviler Kleidung“ unterwegs J

 

Zu Fuss erkundete ich in Jeans und T-Shirt Tromsø – eine schöne Stadt bei schönem Wetter. Viele Menschen waren auf dem Marktplatz, auf dem es Krabben und Fisch neben Norweger-Pullis zu kaufen gab. Ich genoss die Sonne, die Aussichten und das gute Essen. In der Bibliothek aktualisierte ich noch kurz meinen Reiseblog, bevor ich um 18:00 Uhr wieder bei Truls im Intersport war.

 

Truls hatte Feierabend und wollte mit mir noch eine Abendrunde mit Ausblick auf Gletscher drehen. „Meine Frau ist in den Ferien, ich habe sowieso nichts zu tun“ – so seine Erklärung. Genial. Und ab ging es die Fjorde entlang, die Sonne schien ständig und es war unbeschreiblich schön. Über eine Schotterpiste ging es dann noch in ein fast verlassenes Dorf mit einem tollen Ausblick auf Sonne und Meer.

 

Gegen 21:30 Uhr trennten wir uns – Truls fuhr wieder nach Tromsø, ich hingegen Richtung Fähre, mit welcher ich am nächsten Morgen nach Senja übersetzen wollte.

Truls beschrieb mir bestens eine Stelle, an der ich die Nacht verbringen sollte – Sommarøy, einer der schönsten Plätze auf dieser Tour. Dort gegen 23:30 Uhr angekommen, nur 5 Minuten von der Fähre entfernt, hatte ich den Eindruck, es sei 20:00 Uhr, Zeit für’s Abendessen. Von der fortgeschrittenen Uhrzeit war ich sehr überrascht und baute kurzer Hand mein Zelt auf. Strahlender Sonnenschein, es war warm, ein einsamer Platz direkt am Meer … die Sonne war auf bestem Wege, gleich hinter der kleinen, vorgelagerten Insel zu verschwinden. Gegen 01:00 Uhr verschwand ich so langsam im Zelt … bis dahin war die Sonne nie hinter der Insel verschwunden, jedoch schon wieder am Steigen – das war unglaublich genial.

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Schönster Übernachtungsplatz während der gesamten Tour

Gegen 03:00 Uhr wurde ich kurz wach, öffnete das Zelt und spürte die Wärme der Sonne – Wahnsinn, sie war immer noch da und schon wieder weiter gestiegen. Mit einem Lächeln verschwand ich wieder in Zelt und Schlafsack.

 

30-06-12

Gegen 07:00 Uhr wurde ich wach – Regen plätscherte gegen das Zelt. Das musste doch jetzt wirklich nicht sein, nach sooooo einem schönen Abend.

Also, zusammenpacken bei immerhin nur leichtem Regen und angenehmen Temperaturen, vorher noch einen Tee und etwas Süsses (ohne geht’s nicht) und ab zur Fähre.

Von der einen zu nächsten Fähre fuhr ich an Fjorden entlang und genoss die Landschaft, bis ich an einem noch gefroren See vorbei kam – brrrrrr, war das kalt.

Ich gönnte mir zum ersten Mal auf der Tour eine wirkliche Mittagspause und begann meinen Urlaub immer mehr.

 

Danach ging es zur nächsten Fähre, welche mich nach Andenes auf der Vesteralen bringen sollte. Gegen 15:10 Uhr traf ich an der Fährstation „am Ende der Welt“ ein – die Fähre hatte gerade um 15:00 Uhr den Hafen verlassen. So ein Mist, denn die nächste Fähre fuhr erst um 19:00 Uhr. Es hiess also: warten, warten, warten.

Und dann kam der Regen – mal wieder. Natürlich gab es keine Möglichkeit, sich irgendwo unterzustellen, kein Bistro oder ähnliches – nur ein kleines Vordach einer kleinen Halle. Also, Tablet raus und einen Film geschaut.

Das ging so lange gut, bis Peter aus seinem Transporter mit einer Tasse Kaffee (und ich trinke doch gar keinen Kaffee!!!) kam. Seine Frau Angelika gesellte sich zu uns und wir tauschten Reiseerfahrungen aus. Während der Überfahrt nach Andenes lud ich noch mein Tracking-Handy (dieses hatte ich den ganzen Tag über beim Fahren angeschaltet. Es sendete alle 15 Minuten eine SMS mit meinen Koordinaten und weiteren Daten an eine Plattform, zu welcher mein Bruder Zugang hatte – bei einem Aufenthalt von mehr als 2-3 Stunden an einem Ort – so war es vereinbart, würde ich vermutlich ein Problem haben. Entsprechende Massnahmen sollten dann eingeleitet werden – glücklicherweise trat dieser Fall nie ein) am Laptop von Peter.

 

In Andenes (auf den Versteralen) legte die Fähre am Abend gegen 21:00 Uhr an. Es war Samstag Abend in Norwegen!!! Und das soll etwas heissen.

Am Samstag kann man in Norwegen nach 20:00 Uhr keinen Alkohol kaufen – sonntags auch nicht!!!!!!

Dabei hatte ich mich so sehr auf ein abschliessendes Bierchen gefreut. Also begab ich mich auf die Suche nach einem netten Platz für die Nacht und traf dabei auf 2 Biker aus Gotha. Wir suchten und fanden dann gemeinsam einen netten Platz direkt am Meer und irgendwo tief in den Koffern fand sich auch noch ein Schlummertrunk.

 

01-07-12

Am Morgen haben sich unsere Wege dann wieder getrennt, wobei es noch eine kleine Anekdote zu berichten gibt.

Einer der beiden fuhr in Gotha mit einem Reifen los, der bereits 3.000km hinter sich hatte. Inzwischen war der so blank wie ein Baby-Popo (also, die Schweizer Polizei hätte das Fahrzeug SOFORT stillgelegt) – ein wenig unkoordiniert (um nicht zu sagen „blauäugig“) war die Sache ja schon.

Mein Weg führte mich ganz entspannt Richtung Melbu (Fährüberfahrt auf die Lofoten). Auf dem Weg dorthin kam ich in Stokmarkenes vorbei. Dort fand ich bei mässigem Wetter das Hurtigruten-Museum. Ein bisschen Kultur und Geschichte schaden ja nichts, also, parken und rein! Es war schon sehr interessant, was es dort alles zu sehen gab.

 

Im Museum traf ich ein deutsches Paar, welches mit einem umgebauten Fiat Ducato unterwegs war. Die beiden fuhren und übernachteten im Ducato, hatten im „Kofferraum“ auch noch eine 990er KTM Adventure, die sie aber bisher noch nicht rausholten, weil die Wetterbedingungen dazu noch nicht einluden!!! Wow.

Ich entschied mich nach dem Museumsbesuch dazu, wieder kurzfristig Richtung Norden zu fahren, um eine geeignete Stelle für die nächste Nacht zu suchen. Dann wollte ich am Whale watching teilnehmen und tagsdrauf Richtung Lofoten fahren. Dazu nahm ich Stø ins Visier. Der Campingplatz direkt am Meer war überhaupt nicht nach meinem Geschmack, so dass ich wieder ein kleines Stück zurückfuhr, um in Klo (ich kann ja auch nichts für den Namen) nach einem schöneren Platz für die Nacht zu suchen. Alles Nachfolgende war einfach nur SENSATIONELL und liest sich vermutlich wie aus dem Märchen.

Ich traf gegen Abend im nahegelegenen Klo (der Ort heisst wirklich so!!!) ein. Gemäss Karte sollte dieser kleine, direkt am Meer liegende Ort eine Sackgasse bilden. Und genau dort landete ich auch. Ich fuhr ein paar hundert Meter zurück und folgte dem Navi in eine Strasse, die direkt am Meer enden sollte. Dem war auch so und ich konnte mein Motorrad direkt am Strand abstellen.

Linker Hand befand sich ein Friedhof (ein schöner Platz für die letzte Ruhestätte), davor ca. 5m Wiese, dann folgte der Strand und das Meer. Rechter Hand stand ein kleines Haus. Das war’s!!!

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Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich hier übernachten darf (aufgrund der Nähe zu diesem Haus), also schaute ich mir das Haus etwas näher an. Auf einem Schild stand in norwegisch geschrieben, das man als Gast die sanitären Einrichtungen sowie die Inneneinrichtung (Küche, Stühle, Kamin) nutzen darf – man solle das Haus in ordnungsgemässem Zustand wieder verlassen. Übernachten im Haus war nicht gestattet.

Naja, mir kam das ganze etwas komisch vor und ich begann damit, mein Zelt auf der Wiese zwischen Strand und Friedhof aufzubauen. Es dauerte nicht lange und ein Auto hielt auf dem kleinen Parkplatz. Ein Mann stieg aus und kam auf mich zu. Vorsichtig fragte ich, ob es erlaubt sei, dass ich an dieser Stelle übernachte. Arne, so heisst der Mann, meinte, es sei überhaupt kein Problem und ich könne auch die Toilette des benachbarten Hauses nutzen. Merkwürdig.

Wir kamen immer besser ins Gespräch und bei der Frage, woher ich sei, begann das Gespräch doch immer interessanter zu werden. Es sei doch eine Schande, so Arne, dass Deutschland nicht im Finale sei! Hoppla, von was spricht er da? Ahhhhhhh, die Fussball-EM war ja noch nicht zu Ende und heute war der Tag des Endspiels. Daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Arne fragte mich, ob ich im dahinterliegenden Haus das Endspiel schauen möchte. Naja, knapp 2 Stunden einfach mal im Warmen sitzen? Warum nicht – ganz uninteressant war das Spiel ja auch nicht. Also machte Arne sich auf den Weg nach Hause, um den Schlüssel für das ansonsten zu vermietende Ferienhaus zu holen. Nach ca. 30 Minuten (das Dorf hat nur höchstens 75 Einwohner) kam Arne mit dem Schlüssel und einer Tasche zurück. Währenddessen hatte ich mein Zelt aufgebaut und bettfertig präpariert.

 

Das kleine Ferienhaus war bestens ausgestattet – HD-TV (norwegisch) war dann noch die Krönung. Arne packte eine Kanne Kaffee („meine Frau meinte, dir sei doch sicherlich kalt“ => und ich trinke immer noch keinen Kaffee!!!) aus, dann noch ein paar Nüsse. Schliesslich meinte er: „Zum Fussball trinken wir in Norwegen Bier“ und es gab einen Six-Pack!!! In welchem Film bin ich hier eigentlich??????

Noch nicht genug der Verwunderung, überreichte Arne mir ein Geschenk – etwas Eiskaltes in einer Tüte – ein Lachsfilet! Oh man, das konnte ich doch alles gar nicht annehmen und glauben. Mein erster Gedanke war: soll ich das jetzt lutschen?

Okay, der Lachs war für den nächsten Tag gedacht – Arne wollte, dass ich noch eine Nacht bleibe, solange es meine Pläne (ich hatte keine) zulassen.

Gut, wir schauten das Endspiel (Arne’s Frau wohl froh, dass sie KEIN Fussball schauen musste), tranken Bier und assen die Nüssen. Dann verabschiedete sich Arne bis zum nächsten Abend.

 

Ich konnte mein Glück kaum fassen und verschwand glücklich und zufrieden im Zelt.

Und dann kam während der Nacht wieder mal der Regen!!!

 

02-07-12

Gegen 8:00 Uhr hörte ich neben dem inzwischen schon zum Standardgeräusch gehörenden Regenprasseln noch Kindergeschrei am Strand. Eine betreute Jugendgruppe verbrachte einen Ferientag am Strand und nutzte das Haus zum Aufwärmen und Mittagessen.

Da es durchweg regnete, entschied ich mich, an diesem Tag einen „ich-fahr-heute-mal-nicht-im-Regen“-Tag einzulegen. Also zog ich mich ebenfalls in diese soziale Einrichtung zurück und schrieb an meinem Reisetagebuch bzw. nahm mir ein Buch zur Hand.

Für die Kids war ich „the man with the big bike“ und später musste ich auch noch ein norwegisches Kartenspiel mit ihnen spielen. Ausserdem wurde ich zur Mittagszeit auch noch bestens versorgt – klasse.

Als die Gruppe das Haus gegen 14:30 Uhr (endlich) verliess, kam Ruhe ins Haus. Ich heizte dem Kamin mächtig ein und genoss den Blick auf das Meer. Whale watching fiel für mich ins Wasser.

Gegen Abend kam Arne erneut vorbei, fragte, ob ich Hunger hätte. Kurz drauf machte sich Arne dran, den Lachs zuzubereiten. Da aus seiner Sicht Creme fraiche auf den Lachs gehört, fuhr er kurzerhand nach Hause, um dies zu holen. Mit einem Sixpack und noch ein paar gekochten Kartoffeln kam er zurück – würzte und präparierte den Fisch, grillte und servierte ihn mir dann. Ich durfte nichts tun – gar nichts.

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Immerhin speisten wir dann gemeinsam. Bevor Arne dann nach Hause musste, bot er mir  noch an, die Nacht im Haus zu übernachten: „Es wird noch heftig regnen in der kommenden Nacht“. Das aussergewöhnliche Angebot nahm ich gerne an.

Im Laufe des Abends baute ich mein Zelt im Regen ab und legte es im Haus aus – es sollte während der Nacht im Haus trocknen.

 

03-07-12

In den frühen Morgenstunden packte ich mein getrocknetes Zelt zusammen und machte mich, natürlich bei Regen, auf dem Landweg Richtung Lofoten.

Mein Aufenthalt auf den Lofoten ist kurz und bündig beschrieben.

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Die Lofoten sind wunderschön (wie ganz Norwegen), wenn es nicht regnet. Durch die Kälte machte ich mich recht direkt auf den Weg nach Moskenes (Fähre nach Bodo => Festland) und den Ort „Å“. Naja, ich war mal da.

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Mir war einfach nur kalt und inzwischen hatte ich einfach keine Lust mehr auf Regen und kalt.

 

An einem Campingplatz gönnte ich mir ein warmes Mittagsbüffet mit sämtlichen lokalen Fisch- und Fleischsorten (ich war wirklich kurz vorm Platzen), bevor ich mich auf dem Weg zur Fähre nach Bodo machte. Die Überfahrt dauerte gut 4 Std.

Gegen Abend kam ich in Bodo an. Vorort machte ich mich auf den Weg nach Saltstraumen. Direkt bei diesem Gezeitenstrom fand ich einen Campingplatz, wo ich mein Zelt zwischen den Hütten aufbauen konnte.

Das Wetter war schön, die Sonne schien, aber es war frisch.

Ich lernte dort Helena und Lars aus Schweden kennen. Die beiden waren in einem Tipi-Zelt für 8 Personen unterwegs (die beiden wollten halt gerne viel Platz haben) und fahren einmal jährlich an diesen schönen Platz. Auf dem Camping wurde mir Fisch von Anglern angeboten, die zu viel Fisch gefangen hatten.

Lars und Helena luden mich spontan zum selbstgefangenen Fisch (wir musste also nicht verhungern) ein. Ich brachte noch die Getränke mit und wir hatten einen netten, lustigen Abend.

Gegen 23:30 Uhr machten wir uns auf dem Weg zu dem Naturschauspiel – wunderbar war es.

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Bevor wir uns in die Zelte und Schlafsäcke zurückzogen, übergab Helena mir noch 2 Decken: „Es wird kalt heute Nacht“! Nicht, das mir das neu war … aber ich muss schon zugeben: es wurde sehr kalt und ich konnte die Decken bestens gebrauchen!

 

Weiter geht’s im 2. Teil …

2012 Skandinavien
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