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15/11/2017 Comments (2) Blog

[:de]Ein Händedruck der besonderen Art[:]

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Abschied von Sucre und wie mir Evo Morales in Torotoro die Hand drückte

 

Höhlenbesuch und Platzangst

Der untenstehende Höhlenbesuch war nicht ohne.

Mit Platzangst ist nicht zu spaßen und ich hatte phasenweise auch wirklich bedenken, ob ich den Weg durch die Höhle schaffen. Ruhe und Entspannung haben mir geholfen - außerdem der Fokus auf den Lichtkegel und der Gedanke: andere haben das auch geschafft!!!

Byebye Sucre

Ich habe es also geschafft und bin in Sucre losgefahren. Von knapp 3000m ging es kurvig runter bis auf 1500m. Es wurde wärmer und wärmer, gleichzeitig stieg das Regenrisiko und es wurde wieder kühler (ein Wechselbad der Temperaturen und Gefühle). In Aiquile gab es mal wieder eine Tankstelle, die ich anvisierte. Zum einen wollte ich volltanken (ich war nicht mit vollem Tank gestartet), aber auch in dem Ort Mittagessen.

 

Zufälliges Treffen mit paraguayischen Motoradfahrern

An der Tankstelle standen 4 Motorräder – paraguayische Kennzeichen. Na, dann ist ja alles bestens, denn die Jungs kennen sicher Friedhelm. Wir kommen noch vor meinem Tankvorgang ins Gespräch und ich hatte neue Amigos, denn natürlich war Friedhelm den Bikern ein Begriff. Tanken für 5 Bolivianos – das war okay – dann fuhren wir zum gemeinsamen Almuerzo (Mittagessen), wozu ich zur Feier des Tages eingeladen wurde. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns, da die Jungs zum Motorradtreffen nach Santa Cruz fahren, ich jedoch in den Torotoro Nationalpark will. Es war mir eine Ehre!

 

Ich ziehe mir vorsichtshalber mal meine Regenkleidung über – die Griffheizung hatte ich eh schon zwischendurch angemacht. Und dann kommt es, wie es kommen muss. Eine herrlich kurvenreiche Strecke, die mich wieder hoch auf bis zu 3800m bringt. Frisch, aber wunderschön. Zu schön, um anzuhalten und ein Foto zu machen, da der Himmel immer wolkenverhangen und dunkel bleibt.

 

Auf dem Weg nach Torotoro

Wegsuche

Erst kurz vor Punata reißt der Himmel auf und die Sonne kommt durch. Ich tanke wieder voll und habe nun 290km hinter mir. Es ist früh am Tag, doch suche ich mir eine Unterkunft. Doch was mir hier für 40 Bolivianos (5 €) angeboten wird, erinnert mich zu sehr an die Übernachtung in Atocha. KLEIN, dunkel, kein Fenster und das Bett gefühlt aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts (ebenso die Matratze). Zum Bleiben kann ich mich selbst nicht überreden. Also, Regenjacke aus und ich erfrage den Weg nach Torotoro. Denn mein Navi meinte, dass es mich nicht dorthin navigieren könne (und das bedeutet meist nichts Gutes). Torotoro, von Punata ca. 160km entfernt, kennt dort aber noch lange nicht jeder … Letztendlich hole ich meine Karte raus und suche mir den Weg über Cliza selbst. Dort nach Torotoro zu fragen machte noch weniger Sinn – hier arbeitet man auf dem „Land“ und der weite Blick in den Nationalpark ist nicht vorhanden.

Toller Ausblick

 

Atemberaubend

 

Der Weg nach Cliza führt mich schon ein paar Kilometer über Kopfsteinpflaster und Tierra, also Erde, (Frank deutete dies ja bereits an) – und plötzlich hat sich auch mein Navi für ein Routing entschieden. Nur, ist das auch der richtige Weg? Naja, ich folge ihm und verlasse plötzlich das wunderbar holprige Kopfsteinpflaster. An einem Krankenhaus mitten im Busch (ein kleines Häuschen mit vermutlich einem Behandlungsraum) wird es noch spannender, denn der Weg (von Straße mag ich nicht sprechen) wird zu einem Single-Trail mit Pfützen und Felsplatten. Bin ich richtig? Immerhin ist die CRF ja genau für dieses Gelände gemacht – also, weiter geht’s!

 

Wo bin ich?

Über Stock und Stein geht es hoch und runter. Auf einem kleinen Stück, bei dem ich mich frage: „Was machst du hier? Bist du wirklich richtig?“, kommen mir 2 einheimische Motorradfahrer (natürlich ohne Helm) entgegen. Sie bestätigen mir, dass der Weg dann doch irgendwann einmal nach Torotoro führt. Leider erfrage ich nicht, wie lange das wenigstens ungefähr dauern könnte.

Es geht noch ein kleines Stück bergauf, dann runter an einem Fluss, der von den Regenfällen der letzten Tage zu einer Dreckbrühe verkommen ist. Nach 3-4 Flussdurchfahrten habe ich plötzlich ein Auto vor mir. Naja, wenn die hier fahren, dann bin ich ganz sicher richtig. Auch bei dem Fahrer erfrage ich nochmals den Weg. Nach der Bestätigung düse ich weiter …

 

In Anzaldo erhalte ich den Hinweis: Fahr mal weiter (jetzt übrigens wieder mal auf Kopfsteinpflaster), irgendwann kommt ein  Schild mit der Richtung für Torotoro. 3 Stunden wird mir als Fahrzeit angegeben. UUUUppps – das wird aber verdammt eng mit der untergehenden Sonne. Und dann auf den bolivianischen „Straßen“!

Also, los geht’s. Das Schild deutet mir dann noch eine Entfernung von 63km. Sooo weit ist das ja auch nicht – 3 Stunden Fahrzeit – das kann ja heiter werden. Und das wird es.

Weil ich mich doch ein bisschen ranhalten muss, blende ich das eine oder andere rechts und links aus und fahre und fahre und fahre. Tolle Farbkombinationen der Berge oder des fast trockenen Flusses lasse ich unfotografiert. Einmal überlege ich, ob ich im Flussbett mein Zelt aufbaue, doch irgendwie zieht es mich weiter.

Die Sonne verschwindet hinter den Bergen – es wird dunkler. Die Straße führt mich wegen Bauarbeiten wieder mal durch den sandigen Fluss – ich fahre einfach drauflos und freue mich über die Leichtigkeit der schmalen 250er Honda.

Torotoro Nationalpark

Irgendwann, gefühlt nach Stunden, geht es dann langsam von 2000m hoch hinaus. Ich habe mein Fernlicht angeschaltet, damit ich mehr sehen kann. Ein einheimischer Motorradfahrer hängt sich an mich dran, um von meinem Licht zu profitieren. Er hat sein Licht gar nicht erst an! Ohne Licht wollte ICH auf dieser Straße nicht fahren …

 

 

Torotoro – Ankunft

Die Dämmerung hat sich längst verzogen, da treffe ich im 800 Seelendorf des Nationalparks Torotoro ein. Ich bin platt von gut 450 langen Kilometern. Normalerweise vermeide ich Fahrten in der Dunkelheit – jetzt bin ich froh, unfallfrei angekommen zu sein. Im Hostal Vergel finde ich meinen Platz für die nächsten Tage. Das Motorrad kann nicht vor der Tür stehen bleiben, also fahre ich durch die Eingangstür ins Hotel und stelle es im Hof ab. Alles ist gut gegangen.

Einfahrt ins Hostal

 

Super Parkplatz

Zur Belohnung erhalte ich ein blondes Kaltgetränk, was die Chefin erst gegenüber besorgt, dann lade ich ab. Die Honda ist wohlbehalten und alles ist gut. Das Zimmer für 50 Bolivianos hat zwei Betten, eins davon mit einer großen und sehr guten Matratze, dafür aber kein Bad. Jedoch 2 Fenster (eines jedoch zu einem Nachbarhaus, nur 50cm entfernt, in dessen Dachrinne Tauben hausen. Und die sind früh wach!!!! Und ich damit auch). Die Chefin sagt mir noch, dass der Präsident Evo Morales morgen nach Torotoro kommt. Angeblich steigt sein Auftritt um 7 Uhr. Naja, sie meint ganz sicher 19 Uhr, denn wer geht schon zu einem Präsidentenauftritt morgens um 7 Uhr?????

 

Hoher Besuch am frühen Morgen

Todmüde bin ich am Abend ins Bett gefallen – Internet gibt es übrigens fast nicht – da wecken mich die besagten Tauben irgendwann schon vor 6 Uhr. Kurz vor 7 Uhr höre ich Musik von der Straße – da schießt es mir in den Sinn: Die Hotelchefin hat mit 7 Uhr am Morgen wohl doch recht. Ich ziehe mich schnell an, packe mir meinen Fotoapparat und gehe zur Plaza.

Menschen über Menschen – ich kann es kaum glauben. Bunt angezogen, Trachten überall, Musik, Fahnen, Gelächter und Vorfreude in den Augen der Menschen.

Es sind verschiedene Mineros (Minenarbeiter) in ihrer Arbeitskleidung erschienen, diverse Volksstämme aus der Gegend präsentieren ihre farbenfrohe Kleidung – viele Kinder dürfen vor dem Präsidenten auftreten (irgendwie muss das wohl noch umformuliert werden).

Ich denke so bei mir: ich bin ja mal gespannt, ob Evo tatsächlich auch über den Hoppelweg gefahren wird? Natürlich nicht – das war klar. Kurze Zeit späte wird er per Helikopter eingeflogen – mit einer später die Meute anheizenden Ministerin!

Die Chaka-Ministerin brachte Stimmung

Ich suchte mir einen Platz am Rande – ich konnte über die doch recht kleinen Bolivianer drüber gucken – doch ich werde immer weiter nach vorne gespült, so dass ich letztendlich nur gut 10m von der Bühne entfernt stand. Dann kommt der Auftritt von Evo Morales.

Präsident Evo Morales tritt auf

Still und ruhig geht er auf die Bühne und nimmt Platz. Mit jedem Auftritt, der direkt vor mir abläuft, erhält er Geschenke und wird mit Blütenblättern beworfen. Etliche Hüte und Aktenordner – wurden da Unterschriften gesammelt oder Anträge gestellt – gibt er nach hinten an sein Personal weiter. Es war für mich ein sehr spannender Auftritt.

Auch wird in den Reden immer von „Bruder Evo“ gesprochen – er ist einer von ihnen! Man stelle sich vor, in Deutschland würde man von „Schwester Angie“ sprechen? Allein der Gedanke daran … geht ja gar nicht! Okay, Ende des politischen Exkurses!

 

Die Präsidenten-Rede

In der Präsidentenansprache wird unter anderem der Ausbau der Straße in den nächsten 3 Jahren versprochen – auch der Tourismus soll weiter vorangetrieben werden. In diesem Moment der Rede erhalte ich plötzlich komplett freie Sicht. Die Bolivianer vor und neben mir (man stand dort sehr gedrängt) entfernen sich kurzzeitig von mir. Ich wundere mich – dann entdecke ich, was hier los ist. Ein Kameramann hält auf mich drauf – vermutlich nur eine halbe Minute, doch es fühlte sich deutlich länger an. Er dreht ab, und schon wird es um mich herum wieder mollig warm. Propaganda?

Zum Abschluss geht es noch in das Dinosaurierhaus – die Masse schiebt mich von hinten nach und ich lande mitten drin. Evo drückt den Menschen die Hand, steht plötzlich vor mir und schwups, war auch meine dabei. Zurückziehen geht ja nicht! Mit der Masse und einem weiteren musikalischen Auftritt samt ungezwungener Tanzeinlage des Präsidenten (man stelle sich auch dies bei der aktuellen Bundeskanzlerin vor – nein, das will ich gar nicht) entschwindet das Staatsoberhaupt und die Menschen feiern ohne ihn weiter. Es ist jetzt 10 Uhr am Morgen!

Die Polizisten ist nicht wirklich größer als die Kids

 

 

Spannende Eindrücke zu früher Stunde. Im Dorf ziehen die einzelnen Gruppen mit ihren Musikinstrumenten umher und verbreiten gute Laune. Nur weil der Präsident schon wieder abgereist ist, ist die Party noch lange nicht zu Ende.

 

Ich setze mich in ein kleines Cafe am Rande (mit Internetanbindung, die natürlich nicht funktioniert) und trinke einen Coca-Tee. Was war das gerade? Passiert ja nicht jeden Tag, dass einem der Präsident eines Landes die Hand drückt, oder dass sich eine Menschenmasse so sehr auf den Präsidenten freut und man diesen so nah ohne Sicherheitspersonal zu Gesicht bekommt. Ich mag Bolivien!

Zufällig werde ich Zeuge einer Gemeindeversammlung in einer „Halle“ ohne Wände – immer hat sie ein Dach …

Gemeinde-Versammlung in Torotoro

 

Nicht alle sind an den Themen interessiert!

 

Dino-Abdrücke

Am Nachmittag buche ich spontan noch eine Tour, um den Spuren der Dinosaurier zu folgen – dann geht es noch in eine 300m tiefe Schlucht. 1000 Steinstufen (mit unterschiedlichen Stufenhöhen) runter – und später wieder hoch. Die Muskelkatze lässt einen Tag später grüßen.

Wunderbarer Ausblick in die Schlucht

Tagsdrauf buche ich wieder eine Tour – mit den gleichen lustigen Leuten aus Deutschland und England – dann kam auch noch eine Amerikanerin hinzu. Diesmal geht es zur Umalajanta-Höhle. Mir war vorher schon bekannt, dass dies für meine leicht klaustrophobischen Anwandlungen nicht so prickelnd sein wird, aber ich wollte es probieren.

Unser Guide führte uns mit voller Coca-Blätter Wange vermutlich gut ein – verstanden haben wir nicht immer alles.

Die Umajalanta-Höhle

Dann ging es hinab zur Höhle. Recht schnell wurde es mal eng und ich frage mich und den Guide: Muss das sein? Wird das noch enger? Er nuschelte etwas von 2-3 Stellen, die auch eng werden können. Oh je … Ich entscheide mich dazu, es weiterzuprobieren. Rutschig und nass geht es immer weiter runter. Interessanterweise wird es gar nicht kühler. Aber enger! Der 150cm Bolivianer schlengelt sich durch die Enge und kriecht irgendwann nur noch vor sich her. Ich folge dem Guide direkt und konzentriere mich nur noch auf den Lichtkegel meiner Stirnlampe. Kopf ausschalten – einfach weiter – „Wenn der „Kleine“ (und ich bin ja beileibe kein Riese) hier durchkommt, dann schaffe ich das auch!“. Vermutlich habe ich dabei jedoch einen deutlich höheren Puls (von Ruhepuls kann ich schon lange nicht mehr sprechen).

 

Stalagmiten und Stalaktiten bilden tolle Formationen – bei dieser Enge und Dunkelheit bleibt mir kaum Zeit und Ruhe, dies auch genießen zu können.

Zwischendurch mussten wir uns Abseilen oder an Seilen am Hang entlang nach oben ziehen – es war wirklich spannend und schweißtreibend!

Am Ende bin ich froh über das Licht am Ende der Höhle – nach einen Aufstieg erspähe ich wieder Tageslicht. Wow – das Ding ist geschafft. Und ich schwitze draußen noch eine Weile vor mich hin – auch der Puls beruhigt sich nur langsam!


Nach einer ruhigen Nacht verabschiede ich mich am nächsten Tag aus Torotoro und mache mich auf den Weg nach Cochabamba.

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2 Responses to [:de]Ein Händedruck der besonderen Art[:]

  1. Sylvi&Dänu sagt:

    Es muss einfach mal (wieder) gesagt sein: Vielen herzlichen Dank, dass Du uns so nah an Deinen Erlebnissen teilhaben lässt. Du wirkst dadurch so nah, obwohl so weit weg.
    Sonnige winterliche Grüsse aus dem noch schneefreien Thun, Sylvi & Dänu :-*

    • Tom sagt:

      Hi ihr beiden,
      danke dür das tolle Feedback – ist schön zu lesen!

      Gute Besserung und lasst es Euch gut gehen – der Schnee kommt sicherlich bald.

      Gruß aus dem bolivianischen Busch in Villa Tunari

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